Kommunalwahl in Schwabing-West:"Schlag ins Gesicht"

Kommunalwahl in Schwabing-West: Das war's: Nach 20 Jahren verlässt Ani-Ruth Lugani die SPD.

Das war's: Nach 20 Jahren verlässt Ani-Ruth Lugani die SPD.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ani-Ruth Lugani sieht sich bei Listenaufstellung nicht angemessen berücksichtigt und verlässt die SPD in Richtung FDP

Von ellen draxel, Schwabing

Es ist ein politischer Paukenschlag für das westliche Schwabing: Wenn die Genossen dem Wahlabend im kommenden März entgegenfiebern, ist Ani-Ruth Lugani nicht mehr mit von der Partie. Der Diplom-Betriebswirt war 20 Jahre SPD-Mitglied und 18 Jahre lang engagierter Lokalpolitiker im Stadtteilgremium, darunter sechs Jahre lang als Vorsitzender des Unterausschusses Wirtschaft und Kultur und zuletzt als Chef des Unterausschusses Soziales. Jetzt hat er die Partei verlassen. Der Grund: Der Ortsverein wollte den Multiplikator im Viertel, der mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hält, wenn ihm etwas wichtig ist, lediglich auf Listenplatz zwölf setzen. Momentan aber zählt die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss nur elf Mitglieder, der 51-Jährige wäre bei dieser Konstellation also nicht mehr dabei. Lugani empfindet dieses "Angebot" als "Schlag ins Gesicht" und als "Nichtwürdigung" seines Engagements - und hat der SPD deshalb, trotz des Bedauerns des geschäftsführenden Vorstands, den Rücken gekehrt. Er will nun bei der Kommunalwahl als Parteiloser auf der Liste der FDP antreten.

Auch sonst hat sich viel getan in der Riege der Genossen. Die Kandidaten-Liste kommt einer Verjüngungskur gleich. Einerseits, weil Bürgertreter, die sich jahrzehntelang für die Geschicke des Viertels eingesetzt haben, nicht mehr antreten. Walter Klein etwa, 36 Jahre lang Gremiums-Chef und damit mit seinem Parteikollegen Josef Mögele aus Laim derzeit noch der dienstälteste Vorsitzende eines Münchner Bezirksausschusses, hört mit 68 Jahren auf. Ebenso wie der 73-jährige Albrecht Schmidt, stadtweit als Mietexperte geachtet, aber aus gesundheitlichen Gründen fünf Monate im Jahr außer Landes lebend. Und auch Brigitte Gmelin, die sich 22 Jahre für Schwabing-West engagierte, sieht mit 85 Jahren die Zeit für sich gekommen, andere ans Ruder zu lassen.

Ansonsten gehen die Westschwabinger Genossen mit einer ausgewogenen Mischung von Frauen und Männern, aber vergleichsweise jungen Kandidaten ins Rennen. Gleich vier Studenten finden sich auf den obersten 15 Listenplätzen - die jüngste Bewerberin ist dabei die 20-jährige Valentina Schüller auf Rang sieben.

Angeführt wird die Liste von Ingrid Sufi-Siavach, der aktuellen Fraktionssprecherin im Stadtteilgremium. Ihr folgen David Braun Lacerda, Büroleiter der Landtagsabgeordneten Ruth Waldmann, und die frühere Seniorenvertreterin Ingrid Neumann-Micklich. Der Beauftragte gegen Rechtsextremismus des Bezirksausschusses und derzeitige Vorsitzende des Unterausschusses Wirtschaft und Kultur, Thomas Rock, will sich ebenfalls erneut zum Wohl seines Viertels engagieren. Auf Platz fünf ist Doris Niemann gesetzt, der die Initiative zu den inzwischen zahlreichen Bücherschränken in München zu verdanken ist. Dann folgen Newcomer, darunter der Datenschutzbeauftragte von MAN, Igor Rösch, und der jüngste Sohn von Intendant August Everding, der 43-jährige Geschäftsführer des Musiksenders Classica, Johannes Everding. Die derzeitige Behindertenbeauftragte des Bezirksausschusses Verena Panahi findet sich auf Rang elf, Stadträtin Renate Kurzdörfer zwei Plätze dahinter.

"In Summe haben wir viele junge Leute, die wissbegierig und engagiert sind", lobt Noch-Gremiums-Chef Walter Klein. "Die schaffen das, da bin ich sehr zuversichtlich." Er bietet an, ihnen zumindest anfangs noch hilfreich zur Seite zu stehen - falls gewünscht.

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