Kommunalwahl in München:Wer neuer Oberbürgermeister werden will

Nach 20 Jahren hört Münchens Oberbürgermeister Ude auf. Zehn Männer und zwei Frauen wollen ihn beerben - unter ihnen ein Experte für den bairischen Dialekt, ein Szenewirt und ein Polizeihauptkommissar. Die Münchner OB-Kandidaten im Überblick.

Von Anna Fischhaber

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Eröffnung Auer Dult

Quelle: picture alliance / dpa

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Nach 20 Jahren hört Münchens Oberbürgermeister Ude auf. Gleich zehn Männer und zwei Frauen wollen ihn beerben - unter ihnen ein Experte für den bairischen Dialekt, ein Szenewirt und ein Polizeihauptkommissar. Die Münchner OB-Kandidaten im Überblick.

Bis auf Erich Kiesl waren in München nach dem Zweiten Weltkrieg alle Oberbürgermeister Sozialdemokraten. Dennoch steht Dieter Reiter, 55, Diplomverwaltungswirt, verheiratet, drei Kinder, keine leichte Wahl bevor. Mehr als 20 Jahre regierte Parteikollege Christian Ude die Stadt, während Reiter sein Berufsleben im Schatten des Rathauses zubrachte - als Beamter der Stadtkämmerei. Inzwischen ist er Wirtschaftsreferent, Wiesnchef und OB-Kandidat der Münchner SPD und hat gezeigt: Er kann nicht nur Verwaltung, sondern strahlt auch eine gewisse Volkstümlichkeit aus. Ob das reicht? Laut einer SPD-Umfrage liegt er bei den OB-Kandidaten zwar vorne, seine Partei allerdings muss ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CSU fürchten.

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Kommunalwahl, CSU, München

Quelle: Robert Haas

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Mit 44 Jahren ist der Metzgerssohn aus Allach der jüngste der vier Kandidaten, die von den großen Parteien ins Rennen um den OB-Sessel geschickt werden: Josef Schmid, genannt Seppi, zwei Kinder, hat in Passau BWL und Jura studiert und arbeitet seit 2000 als Anwalt. Nach seiner Niederlage vor fünf Jahren gegen Amtsinhaber Ude - damals holte er gerade mal 24,4 Prozent - werden ihm nun bessere Chancen ausgerechnet, neuer Münchner Oberbürgermeister zu werden. Zu kämpfen hat er trotzdem: mit der eigenen Partei, die nicht recht zu dem großstädtischen und liberalen Kurs passen will, mit dem sich Schmid positionieren will.

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Sie ist eine der zwei Frauen unter den zwölf Münchner OB-Kandidaten: Sabine Nallinger will die erste grüne Oberbürgermeisterin in der Geschichte Münchens werden. Seit 2008 sitzt sie im Stadtrat. Gegen die parteiinterne Konkurrenz setzte sie sich bereits im Juni 2012 durch - bei der Urabstimmung bekam sie 60,7 Prozent, der bisherige dritte Bürgermeister Hep Monatzeder wurde mit 30,8 Prozent abgestraft. Nallinger, 1963 in Stuttgart geboren, kam mit 18 nach München, um Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung zu studieren. Heute hat sie Familie hier und arbeitet bei der Münchner Verkehrsgesellschaft.

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Im Bundes- und im bayerischen Landtag sind die Liberalen gar nicht mehr vertreten, nur noch vier Sitze hat die FDP im Münchner Stadtrat. Michael Mattar hat also auf den ersten Blick wenig zu sagen. Doch in einem Stadtrat aus lauter ehrenamtlichen Mitgliedern zählt nicht nur die Parteistärke, sondern auch die Sachkunde. Und die hat Mattar bei vielen Themen. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Mainz und Darmstadt und einer Promotion lebt er seit 1984 in München und arbeitet inzwischen als Unternehmensberater.

Johann Altmann

Quelle: privat

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Johann Altmann hat es vom Einzelkämpfer zum Fraktionschef gebracht. Nur 1,6 Prozent der Stimmen bekamen die eher im ländlichen Raum verwurzelten Freien Wähler bei der Kommunalwahl 2008 in München - genug für einen Sitz im Stadtrat, den anfangs noch Michael Piazolo besetzte. Der wechselte dann aber in den Landtag. Als Ursula Sabathil von der CSU und Otto Bertermann von der FDP überliefen, waren die Freien Wähler plötzlich zu dritt. Mit der ÖDP und der Bayernpartei schlossen sie sich schließlich zur Fraktion der Bürgerlichen Mitte zusammen. Und Polizei-Hauptkommissar Altmann, Jahrgang 1954, verheiratet, zwei Kinder, wurde Fraktionschef. Nun kandidiert er als Oberbürgermeister.

Horst Münzinger, 2010

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2008 zog mit Thomas Hummel überraschend ein Mitglied der Bayernpartei in den Münchner Stadtrat ein. In den folgen Jahren fielen allerdings weder Hummel noch sein Nachfolger Richard Progl durch nennenswerte Initiativen oder Redebeiträge auf. Diesmal präsentiert die Bayernpartei sogar einen OB-Kandidaten: Horst Münzinger (Foto), Bankfachwirt, 52, Münchner, verheiratet, Vater zweier Kinder, ist erst 2013 in die Partei eingetreten und hat sich als Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache vor allem mit dem Kampf um den Erhalt des Dialekts einen Namen gemacht. Bei der Bayernpartei kandidiert er allerdings nur auf Platz 5 - hat also wenig Chancen, überhaupt in den Stadrat zu kommen.

Tobias Ruff in der Fröttmaninger Heide in München, 2014

Quelle: Robert Haas

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Er sitzt als einziger ÖDP-Politiker bereits im Münchner Stadtrat: Diplom-Forstingenieur Tobias Ruff gilt als Fachmann für Energiethemen. Erst 2010 hat Mechthild von Walter ihm das Amt übergeben. Ruff, geboren 1976 in München, ist verheiratet und hat eine Tochter. Er sitzt unter anderem im Gesundheitsausschuss und im Umweltausschuss. Für die Kommunalwahl hat sich die ÖDP viel vorgenommen: Sie will in Fraktionsstärke in den Münchner Stadtrat einziehen. 25.000 Stimmen plus x lautet deshalb das erklärte Ziel der Partei.

Brigitte Wolf

Quelle: Stephan Rumpf; Stephan Rumpf

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Während ihres Studiums an der TU München engagierte sie sich noch für außerparlamentarische Bewegungen, seit 2002 sitzt Brigitte Wolf im Stadtrat. Zunächst war die Softwareentwicklerin, geboren 1962 in Augsburg, Einzelkämpferin für die PDS. Nun tritt Wolf für die Linke als Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters an. Ihre Partei spricht sich für ein Verbot von Mieterhöhungen in München aus, wenn keinerlei Gegenleistung des Vermieters vorliegt - ein Vorschlag, der allerdings auf kommunaler Ebene nicht entschieden werden kann. Der MVV soll künftig kostenlos sein.

Wolfgang Zeilnhofer-Rath, 2013

Quelle: Stephan Rumpf

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Er war Türsteher, Bühnentechniker, Sozialarbeiter für Stricher. Er kellnerte auf der Wiesn und betreibt eine stadtbekannte Bluesbar. Nun will Wolfgang Zeilnhofer-Rath, 52, in den Stadtrat. Dafür hat er eigens eine eigene Wählergruppe gegründet: den Hut, der Bürgerinitiativen vernetzt und sich vor allem um das Thema Wohnen kümmern will. Der erste Hürde haben Münchens wohl ungewöhnlichster OB-Kandidat und seine Wählergruppe bereits geschafft: Sie haben mehr als 1000 Unterschriften gesammelt und dürfen bei der Kommunalwahl antreten. Ob es auch für einen Sitz im Stadtrat reicht?

André Wächter

Quelle: SZ

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Bei der Bundestagswahl im September schrammte die AfD nur knapp am Einzug ins Parlament vorbei, für die Kommunalwahl, bei der es keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, stehen ihre Chancen also gut, ein paar Sitze im Stadtrat zu ergattern. OB-Kandidat ist André Wächter, gebürtiger Coburger, seit 1999 in München, und bei der Deutschen Bundesbank im Bereich Außenwirtschaftsprüfungen tätig. Was genau seine Partei will, kann derzeit allerdings niemand sagen: Die AfD wettert vor allem gegen Europa und fordert "Mut zu Deutschland" - dass derartige Parolen auch Wähler von Rechtsaußen anlocken, nimmt sie in Kauf.

Holocaust-Gedenktag im bayerischen Landtag

Quelle: picture alliance / dpa

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Seit 2008 muss sich der Stadtrat mit dem rechtsextremen Karl Richter von der Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) herumplagen. Bei seiner Vereidigung zeigte der bayerische NPD-Landesvorsitzende den Hitlergruß. Seither traktiert er die Verwaltung im Rathaus mit einer Flut von Anfragen und Anträgen - meist mit ausländer-, islam- oder judenfeindlichem Tenor. Bei der Kommunalwahl 2014 tritt er erneut für die BIA an. Doch er ist nicht der einzige rechte Kandidat, der Münchner Oberbürgermeister werden will.

Michael Stürzenberger von der Partei "Die Freiheit"

Quelle: Catherina Hess

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Kommunalwahl in München:Michael Stürzenberger von der Partei "Die Freiheit" sammelt am Stachus Unterschriften gegen eine Mos

Michael Stürzenberger war einst Pressesprecher der Münchner CSU, inzwischen ist er Landes- und Bundeschef der Partei Die Freiheit und hetzt seit Monaten in der Münchner Innenstadt öffentlich gegen Muslime. Der 49-Jährige will so den Bau eines islamischen Kulturzentrums in der Stadt per Bürgerbegehren verhindern - und warnt nebenbei vor der Verdrängung des Christentums durch den Islam. Seine Partei wird inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet. Das bayerische Innenministerium stuft sie als extremistisch ein. Dennoch darf der Rechtspopulist nun als OB-Kandidat bei der Kommunalwahl teilnehmen.

© Süddeutsche.de/tba
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