Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt:Flagge zeigen

Die Rosa Liste will mit Politikpräsenz die schwul-lesbische Bewegung sichtbar machen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Seit drei Bezirksausschuss-Generationen, seit 18 Jahren, wird die Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, von der Rosa Liste geleitet. Alexander Miklosy überwand politische und ideologische Gräben, er wurde geschätzt wegen seiner liebenswürdigen und ausgleichenden Art und machte die Wählerinitiative der lesbisch-schwulen Szene hoffähig. Nach Miklosys Tod im Dezember 2018 hielt es sogar die CSU für angemessen, keinen eigenen Kandidaten für die Nachfolge zu nominieren. Ebenso wollten auch die Grünen, als der stärkere Partner im Bündnis, und auch nicht die SPD dem Nachfolge-Kandidaten der Rosa Liste, Andreas Klose, den Job streitig machen.

Das könnte sich nach der Wahl im März ändern, vielleicht melden die Parteien Ansprüche an. Doch Andreas Klose hat seine Position inzwischen gefestigt. Auch für den Einzug in den Stadtrat hat er durchaus Chancen: Die Rosa Liste hat ihn auf Platz zwei gesetzt. Bei den Wahlen vor sechs Jahren hatten nur wenige Stimmen gefehlt - und mit Thomas Niederbrühl wäre ein zweiter Kandidat ins Rathaus eingezogen. Klose ist motiviert, er war selbst einige Jahre im Vorstand des Szene-Treffpunkts Sub, die stärkste Institution der LGBT-Gemeinde in München und neben der Vertretung im Stadtrat - diese ist übrigens einmalig in Europa - auch ein weiteres Aushängeschild.

Klose will also um den Vorsitz in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt kämpfen, will die Community, die stolz ist auf ihre starke Vertretung in München, nicht enttäuschen. "Flagge zeigen kann man einfacher, wenn man ein politisches Mandat hat", sagt Klose. Die Präsenz der Rosa Liste in der Politik steigere die Wahrnehmung der schwul-lesbischen Bewegung, mache sie deutlich sichtbarer. Zwar seien Vertreter der Community auch in den Parteien aktiv. Doch trete ein Kandidat aus der schwul-lesbischen Szene als Mitglied von SPD, CSU, Grüne oder FDP an, falle die Szene wenig auf, da gehe es doch mehr um andere politische Inhalte. "Doch wo Rosa Liste draufsteht, da ist sie gesichert drin."

Andreas Klose freut sich über die Erfolge: Keine Stadt Europas habe im Hinblick auf die schwul-lesbische Szene in den vergangenen Jahren eine so starke Infrastruktur aufgebaut wie München. Klose erinnert an das Sub, an das Regenbogen-Familienzentrum, an das Jugendzentrum Diversity. Da komme selbst Berlin nicht heran, sagt er. Bei den Wahlen ging es für die Rosa Liste im Stadtviertel stetig bergauf: 1996, zum Einzug der Rosanen in ein Stadtviertelgremium, entschieden sich 7,5 Prozent der Ludwigs- und Isarvorstädter für die Rosa Liste, im Jahr 2014 waren es bereits 14 Prozent.

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SZ vom 27.01.2020
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