Kommunalwahl:Ein Selbstläufer wird 2020 nicht

Kommunalwahl: Die Aussichten sind so gut wie nie zuvor für die Grünen, gewonnen haben sie noch nichts.

Die Aussichten sind so gut wie nie zuvor für die Grünen, gewonnen haben sie noch nichts.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auch wenn die Grünen mit ihrem frischen Personal und den Themen Natur und Klimawandel den Nerv der Menschen gerade treffen, gewonnen haben sie noch nichts.

Kommentar von Heiner Effern

Die Grünen haben sich entschieden, wem sie ihre Zukunft anvertrauen. Die 41 Jahre alte Katrin Habenschaden wird bei der Kommunalwahl 2020 Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) herausfordern; Dominik Krause hat mit 28 Jahren das Amt des Stadtchefs übernommen. Das Duo hat noch 2014 gemeinsam an Wahlständen gefroren, ist dann erstmals in den Stadtrat eingezogen und hat seither im Rathaus eine beeindruckende Karriere hingelegt. Habenschaden ist Fraktionssprecherin, Krause ist dort Vizechef.

Fraktion und Partei der Grünen sind damit so eng verzahnt wie wohl noch nie. Das Ehepaar Florian Roth (männlicher Part der Fraktionsspitze) und Gudrun Lux (weiblicher Part der Stadtspitze) hat für Besprechungen ebenfalls keine weiten Wege. Die Mitglieder haben das - für grüne Verhältnisse geradezu sensationell - ohne jeden offenen Widerspruch akzeptiert. Die vier sollen und müssen nun aber auch dafür sorgen, dass die Erfolgsserie der Grünen in München nicht ausgerechnet bei der Kommunalwahl abreißt. Auch wenn die Partei mit ihrem frischen Personal und den Themen Natur und Klimawandel den Nerv der Menschen gerade trifft, ein Selbstläufer wird 2020 nicht.

Die herausragenden Ergebnisse der vergangenen Wahlen sind allein mit politischen Leistungen kaum zu erklären. In den Landtag zogen Kandidaten ein, die nicht mal die eigenen Mitglieder kannten. Der Zeitgeist wurde als Helfer identifiziert, doch der muss nicht dauerhaft ein verlässlicher Wahlkämpfer für die Grünen sein. Die interne Harmonie und die guten Umfragen sollten keinesfalls zu Hochmut führen. Die CSU schickt mit Kommunalreferentin Kristina Frank eine engagierte und eloquente Gegenkandidatin ins Rennen. Und Oberbürgermeister Reiter hat nicht nur einmal bewiesen, dass er die Sprache der Münchner spricht wie kaum ein Politiker in der Stadt. Wenn es schlecht für die Grünen läuft, kommt Habenschaden mit einem sehr guten Ergebnis nicht einmal in die Stichwahl. Und stärkste Fraktion wird man auch nicht automatisch. Die Aussichten sind so gut wie nie zuvor für die Grünen, ihr Personal haben sie geschickt aufgestellt. Gewonnen haben sie noch nichts.

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