Kommentar:Zu klein gedacht

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Seit zwei Jahrzehnten hätte die Stadt die Chance, den Kopfbau der früheren Besuchertribüne des Riemer Flughafens für die Bürgerschaft zu nutzen. Geschehen ist bisher so gut wie nichts - und das ist ein Armutszeugnis

Von Renate Winkler-Schlang

Du hast keine Chance, aber nutze sie. So stellt sich ganz offensichtlich die Situation aller dar, die um und für den Kopfbau der Besuchertribüne des früheren Flughafens in Riem kämpfen. Denn die Stadt tut nichts und lässt auch keinen anderen ran. So zumindest zeigt sich das Bild nach außen.

Es ist nicht zu fassen, ja schlicht eine Schande, dass hier jahre-, ja schon jahrzehntelang ein Denkmal ungenutzt und sogar ungelüftet verfällt. Vorbildcharakter hat dieses Gebaren der Stadt für private Eigentümer von historischen Gebäuden sicher nicht. Und was hätte während dieser Zeit nicht schon alles stattfinden können: Ideen hatte es genug gegeben. Spielen, singen, musizieren, sich bewegen, diskutieren, experimentieren, ausstellen, Historisches lagern, gemeinsam essen und trinken. Ist für all das, was Menschen zusammenbringt und letztlich Sozialarbeit und Polizeieinsätze mit Feuerwehr-Aufgaben überflüssig machen kann, nicht gerade im dicht bebauten, kinderreichsten und internationalsten Viertel Münchens nicht immer Bedarf - bei allen Verdiensten, die die bestehenden Einrichtungen vom Jugendzentrum Quax bis zur Kulturetage in der Messestadt zweifelsfrei haben?

Doch hier geht es in erster Linie ums Geld. Wenn kein anderes Referat beim Kommunalreferat, das die Immobilie verwaltet, etwas "bestellt", gibt es keinen, der die Rechnung zahlt. Wie klein gedacht, wie armselig. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass es in den Jahren des Leerstands keine Einnahmen gab und die Schimmelbekämpfung nun auch nicht umsonst zu haben ist.

Natürlich kann eine soziale GmbH, die viel Spendengeld mitbringt, da eine charmante Lösung sein. Dennoch sollte es sich der Stadtrat dreimal überlegen, ob es langfristig das Beste ist, das Haus für sehr viele Jahre wem auch immer in Erbpacht zu überlassen, denn man gäbe mit dem Vertrag auch einen Großteil des Einflusses aus der Hand. Da haben Herbert Danner und Michael Lapper einfach recht. Auch wenn sie keine Chance zu haben scheinen: Es ehrt sie, dass sie kämpfen. Nach all den Jahren kann man aber auch verstehen, dass die CSU diesen Kampf nun aufgibt. Zu oft ist sie schon enttäuscht worden. Einfach schade.

© SZ vom 22.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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