Süddeutsche Zeitung

Bauprojekte in München:Ärgerliche Nichts-geht-voran-Politik

Klare Entscheidungen für große Verkehrsprojekte in München fehlen: Seit zehn Jahren tüfteln die Architekten an den Plänen für den Münchner Hauptbahnhof herum. Jetzt muss endlich ein Beschluss zur zweiten Stammstrecke her.

Ein Kommentar von Marco Völklein

Es ist schon ein Kreuz mit dem geplanten zweiten S-Bahn-Tunnel. Weil seit Jahren nichts vorangeht bei dem 2,6-Milliarden-Euro-Projekt, hängen auch viele andere Sachen in der Luft. Der Marienhof hinter dem Rathaus ist nach wie vor eine trostlose Brache, weil keiner weiß, ob und gegebenenfalls wann die Bahn dort die riesige Baugrube für den neuen Tiefbahnhof ausheben will. Auch der seit Jahren überfällige Umbau der S-Bahn-Station in Laim ist in der Schwebe. Ebenso der Bau der neuen Verkehrsröhre unter den Laimer Gleisen, die Voraussetzung dafür ist, dass eines Tages eine Trambahn durch die Fürstenrieder Straße geführt werden kann.

Augenfälligstes Beispiel dieser Nichts-geht-voran-Politik im Zusammenhang mit der zweiten Röhre ist der seit nun fast zehn (!) Jahren geplante Neubau des Hauptbahnhof-Empfangsgebäudes. Seit Jahren tüfteln die Architekten des Münchner Büros Auer Weber an ihrem Entwurf herum, ohne dass auch nur der erste Spatenstich in Sichtweite ist. Dabei wäre das neue Empfangsgebäude eine echte Weiterentwicklung nicht nur eines Eingangstores der Stadt, sondern des gesamten Bahnhofsviertels. Der Vorplatz könnte endlich autofrei gestaltet werden, ein drittes Gleis würde endlich den Trambahnverkehr entzerren. Und nicht zuletzt entstünde eine durchgehende Fußgängermeile vom Bahnhof zum Stachus.

Daher ist es dringend geboten, dass Freistaat und Bund nun endlich entscheiden: Wollen sie den zweiten S-Bahn-Tunnel? Und wollen sie dafür das Geld auf den Tisch legen? Oder wollen sie ihn nicht? Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte schon recht, als er vor einigen Monaten eine Art Ultimatum gestellt hatte: Bis Ende des laufenden Jahres muss eine definitive Entscheidung fallen. Denn zu viele andere Projekte in dieser Stadt hängen davon ab.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2015
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