Kommentar:Werben für Weltpolitik

Nicht alle Probleme der Welt lassen sich nach der Maxime "Global denken, lokal handeln" lösen. Deshalb sollten Treffen von Sicherheitsexperten nicht einfach als lästig und störend angesehen werden. Aber auch Außenpolitik muss um Unterstützung werben

Von Julian Hans

Global denken, lokal handeln lautet ein beliebtes Motto. Dahinter steckt die Idee, dass viele kleine Schritte die Welt verändern können. Dass es einen Unterschied macht, wenn man auf ein Auto verzichtet, auf Möbel aus Tropenholz oder auf Fleisch, und wenn man seine Kartoffeln vom Biobauern aus der Region kauft statt beim Discounter.

Es gibt aber auch globale Probleme, die lassen sich mit verantwortungsvollem Konsum allein kaum beeinflussen. Die Kriege in Syrien oder im Jemen zum Beispiel. Oder der Terrorismus in Mali. Aber auch der Klimawandel wird mit Elektroautos in Deutschland kaum aufzuhalten sein und in vielen Regionen der Erde neue Wanderungsbewegungen und Konflikte auslösen.

Mit diesen Themen befassen sich jedes Jahr Politiker, Militär-Diplomaten und Verteidigungsexperten auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Und jedes Jahr protestieren Tausende gegen diese Tagung. Den Demonstranten muss man zugute halten, dass sie sich zumindest in Ansätzen mit der Konferenz befassen, wenn auch bisweilen stark durch eine ideologische Brille verzerrt.

Viele Münchner Bürger sehen das Ereignis dagegen nur als lästige Verkehrsbehinderung oder Störung des Münchner Friedens. Keine Frage: Es wäre gemütlicher, könnte man Terrorismus, Krieg, Organisierte Kriminalität und Rüstung einfach ausblenden. Aber München ist - bei aller Gemütlichkeit - eben auch eine international vernetzte Stadt. Sei es durch die Zuwanderer, durch die Wissenschaft oder durch die Industrie, die auf allen Weltmärkten aktiv ist. Dass sich an drei Tagen im Jahr die wichtigsten Diplomaten der Staatengemeinschaft ausgerechnet hier versammeln, könnte der Stadt also auch zur Ehre gereichen. Und man könnte hoffen, dass der Geist der Stadt dazu beiträgt, dass möglichst viele Konflikte im Gespräch beigelegt werden können.

Politik findet nie im leeren Raum statt. Andere Städte konnten wegweisenden Abkommen ihren Namen mitgeben. Helsinki zum Beispiel steht für Sicherheit in Europa durch Verträge statt durch Drohung mit Raketen. Dafür muss aber auch die Konferenz den Dialog suchen. Die hochrangig besetzten Foren im Nebenprogramm sind ein richtiger Schritt. Auch Außenpolitik muss um Unterstützung werben. Am besten dort, wo sie gemacht wird.

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