KommentarVertrauen leichtfertig verspielt

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Beim Sanierungsprojekt der Schwabinger Gymnasien haben Stadt und Bezirksausschuss alte Fehler wiederholt - nun erhebt sich Bürgerprotest

Von Stefan Mühleisen

Es war ein schöner Tag im Juli 2017, als der umgestaltete Josephsplatz gefeiert wurde. Es gab Bier, Musik - und einen Kotau vor den Anwohnern. "Immer", so sagte die Chefin des Baureferats, Rosemarie Hingerl, sollen Bürger jetzt nach ihrer Erwartungshaltung gefragt werden, "damit es nicht zum Überraschungseffekt kommt". Tja, den hat die Behörde nun beim Sanierungsprojekt Maximilians- und Oskar-von-Miller-Gymnasium. Die Behörde hat verstanden, lautete die Botschaft damals: früher, besser, umfassender informieren. Dennoch hat sie es jetzt wieder vergeigt.

Das ist verwunderlich, denn das Baureferat hat durchaus seine Lehren gezogen aus dem so überraschend wilden Protest um die Großbaustelle Josephsplatz. Das Ausmaß mit Mahnwachen und einer Besetzung des OB-Vorzimmers ist nicht vergleichbar. Aber die Wahrnehmung der Anwohner ist es: Die Schwabinger Bürger fühlen sich überrumpelt und wie lästige Bedenkenträger behandelt. Ihre Erwartungen wurden registriert, dann abgetan.

Dabei hat die Stadt bewiesen, dass sie zu vorbildlicher Bürgerbeteiligung fähig ist: Für die Veranstaltung zum Abriss und Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in Bogenhausen wurde eine ganze Kompanie an Experten aufgeboten, bis spätabends mit Bürgern debattiert; für die Oberflächengestaltung am Altstadtringtunnel läuft ein Bürger-Workshop-Verfahren. Umso unbegreiflicher ist es, weshalb die Einbeziehung der Anwohner rund um den Schwabinger Schulkomplex derart stümperhaft ablief. Ein Standardverfahren aus Vor-Josephsplatz-Zeiten, mit einer Info-Veranstaltung an einem Werktagnachmittag, mit fehlerhaften Flyern. Bei den Anwohnern kommt das Logistikkonzept wie ein Modell von Bürokraten an, denen es schnurz ist, dass täglich Dutzende Lkw durchs Viertel rumpeln. Noch unrühmlicher ist jedoch die Rolle des Bezirksausschusses: Er hat die Sorgen der Bürger nicht nur nicht ernst genommen, was seine politische Aufgabe wäre. Der Gremiumsvorsitzende hat die Anwohner auch noch wie ein Schulmeister heruntergeputzt - und das Experten-Konzept als einzige Lösung präsentiert.

Womöglich gibt es nur diesen Weg für die Lkw - vielleicht aber auch nicht. Der BA und auch die Stadt haben jedenfalls Vertrauen bei den Bürgern verspielt. Ihnen muss daran gelegen sein, es jetzt am runden Tisch zurückzugewinnen.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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