Kommentar:Umsteigen, statt umparken

Verbote und Lizenzgebiete sind kein Allheilmittel gegen den zunehmenden Parkdruck im Olympischen Dorf. Es braucht grundlegende Strategien

Von Lea Kramer

Das Mobilitätsreferat hat angeordnet, dass parkende Wohnmobile künftig in den Fahrstraßen des Olympischen Dorfes nicht mehr erwünscht sind. Das Verbot gilt zunächst für ein halbes Jahr. Es wird das Parkproblem aber nicht lösen, ist sich der Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart geschlossen sicher. Die Lokalpolitiker hoffen auf ein Parklizenzgebiet. Doch der grüne Anwohnerparken-Schein ist kein Zauberpapier. Parkflächen vermehren sich nicht dadurch, dass man ihre Nutzer beschränkt. Schon heute besitzt im Schnitt jeder zweite Bewohner des - zumindest oberflächlich - autofrei gestalteten Dorfes ein privates Auto. 3500 Wohnungen stehen 3520 Parkplätze gegenüber.

Warum die nicht reichen, könnte auch an den Abmessungen heutiger Autos liegen. Während ein Mittelklassewagen wie der BMW 02 1972 um die 1,62 Meter breit war, misst das kleinste Modell, das der Milbertshofener Autobauer heute im Programm hat - der BMW i3 - 1,70 Meter, wohlgemerkt mit eingeklappten Seitenspiegeln. Die Autos aller Hersteller sind breiter geworden, die Parkboxen sind aber nicht mitgewachsen.

Mit den Garagen ist es vermutlich ähnlich wie bei der Kleidung: In zu eng gewordene Teile quetscht man sich nur ungern rein. Die Konsequenz kann aber auch nicht sein, sich draußen die bequemeren Hosen der anderen zu klauen. Was die Stellplätze an der Straßberger-, Nadi- und Connollystraße nämlich sind: öffentlicher Straßenverkehrsraum. Und der gehört der Allgemeinheit.

In einer immer dichter werdenden Stadt ist es schlicht unlauter, anderen Bewohnern überproportional viel öffentlichen Grund wegzunehmen. Parkraumlizenzgebiete könnten dieses Missverhältnis ausgleichen, wären die Parkscheine nicht so unfassbar billig. Die Stadt täte gut daran, eine flächendeckende Strategie zu entwickeln, die Anreize zum Umsteigen schafft, anstatt zum Umparken.

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