Kommentar:Stoibers eisernes Zaudern

Warum Stoiber nun aber schon seit Monaten an der Kultusministerin Monika Hohlmeier festhält, darüber wundern sich mittlerweile auch immer mehr CSU-Abgeordnete im Landtag.

Von Sebastian Beck

Wenn es um den Rauswurf von treuen Weggefährten ging, war Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber bisher noch nie zimperlich. Seinen Justizminister Alfred Sauter feuerte er per Handy-Anruf; Sozialministern Barbara Stamm ließ er die Nachricht von ihrer Demission durch Staatskanzleichef Erwin Huber überbringen.

Warum Stoiber nun aber schon seit Monaten eisern an der Kultusministerin Monika Hohlmeier festhält, darüber wundern sich mittlerweile auch immer mehr CSU-Abgeordnete im Landtag.

Bereits als Hohlmeier im vergangenen Sommer ihr Amt als Münchner CSU-Bezirkschefin niederlegte, stand für die CSU-Fraktion fest, dass auch die Entlassung aus dem Kabinett nur noch eine Frage der Zeit sein würde.

Von der Mitwisserin zur Dirigentin

Statt einen Schlussstrich zu ziehen, setzte Stoiber aber lieber auf Zermürbungstaktik: Die CSU-Spitze durfte in den folgenden Monaten ungehindert gegen die Ministerin mobben - ohne Erfolg. Denn obgleich politisch isoliert, gab sich Hohlmeier der Illusion hin, sie könne den Untersuchungsausschuss überstehen.

Doch spätestens seit gestern ist klar, dass die Strauß-Tochter als Ministerin untragbar geworden ist. Nach der Aussage des früheren JU-Funktionärs Maximilian Junker wechselt Hohlmeier im Münchner Wahlfälschungsskandal nun von der Rolle der Mitwisserin in die der Dirigentin.

Erst vergangene Woche war Junker vom Staatsanwalt Glaubwürdigkeit bescheinigt worden. Schon alleine deshalb ist Hohlmeier nicht mehr als Schulministerin haltbar. Was für Stoiber aber entscheidend sein dürfte: Jetzt besteht die Gefahr, dass er selbst und die CSU Schaden nehmen. Stoiber wird nun handeln müssen. Den rechten Zeitpunkt dafür hat er aber längst verpasst.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: