Oktoberfest:Im Wiesnzaun-Streit gibt es nur Verlierer

Verhandlungen im Kita-Streit: Schlichtung kommt

Thomas Böhle hat einen denkbar schlechten Start in seinen neuen Job in München erwischt.

(Foto: Paul Zinken/dpa)

Verkorkster Start für den neuen Kreisverwaltungsreferenten: Zuerst fand Thomas Böhle den Sicherheitszaun noch gut, einen Tag später war er schon dagegen.

Kommentar von Heiner Effern

Wenn man einen richtig fiesen Erzfeind im Arbeitsleben hat, was würde man dem wünschen? Einen neuen Job, an dem er so starten muss wie der Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle. Der packte am Freitag die Kisten in seinem Büro in der Ruppertstraße aus, schüttelte sicher viele Hände, hörte Glückwünsche, wohl noch nicht ahnend, dass er die schon am zweiten Tag in neuer Funktion dringend nötig haben würde.

Denn am Montag stand Böhle bereits im Zentrum eines heraufziehenden Koalitionskrachs, der sich am Dienstag in einem Showdown im Stadtrat so richtig entlud. Alles drehte sich um die emotionale Frage, ob es einen Sicherheitszaun um die Wiesn geben muss. Böhle hatte schon vorher angedeutet, dass er einen solchen für möglich hält.

Am Montag machte sich Böhle in seinem Referat kundig, am Nachmittag war der Zaun noch "sachgerecht" - und am Dienstag eine nicht tragbare, unausgegorene Idee. Die CSU hält Böhle für blamiert, nicht nur bei übel meinenden Arbeitskollegen steht er als Wendehals da, der sich von seiner SPD hat umdrehen lassen wie der Wetterhahn auf dem Giebel.

Wer Böhle kennt, weiß aber, dass er nicht ohne weiteres umfällt. Er hat wohl am Abend mit seinem Vorgänger telefoniert, er hat seine Meinung tatsächlich so geändert, dass er auf Basis der vorhandenen Vorlage dieses Jahr keinen Zaun will. Das lässt darauf schließen, dass er ein Haus übernimmt, in dem noch großer Abstimmungsbedarf herrscht. Wie auch immer, Böhle steht bereits nach drei Arbeitstagen reichlich zerrupft da. Aber nicht als einziger.

Bürgermeister Josef Schmid (CSU) musste als einsamer Verlierer erkennen, dass fast alle Fraktionen seine Zaun-Idee für einen Reinfall halten. Und die Stadtspitze bewies plastisch, dass sie in einer solch emotionalen, an sich unpolitischen Frage wie der Wiesn-Sicherheit nicht in der Lage ist, ein gemeinsames Konzept vorzulegen.

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