Sie nennen sich "Wodans Erben Germanien" und präsentieren sich in verwackelten Filmchen, wie sie durchs Bogenhausener Unterholz stolpern. Man könnte sie für eine Lachnummer halten, wie sie ihrer Begeisterung, unter dem Münchner "Führerbalkon" zu stehen, mit sechs Deutschfehlern in 17 Wörtern via Internet Ausdruck verleihen. Doch die rund 20 Aktivisten und ihre um ein Vielfaches größere Anhängerschar in den sozialen Netzwerken sind keine germanentümelnden Odinsjünger, sondern Rechtsextremisten mit guten Verbindungen in die Naziszene. Sie sind nicht lächerlich. Sie sind gefährlich.
Da ist die Affinität der Gruppe zur Gewalt. Auch wenn bislang keine Gewalttaten der Wodanserben bekannt geworden sind - ihr martialisches Auftreten im realen Leben und ihre Veröffentlichungen in den sozialen Netzwerken sind ein permanenter Aufruf zu Kampf und Selbstjustiz. Da ist die unverhohlene Sympathie für den Nationalsozialismus, dessen baulichen Relikten "Wodans Erben" mit Gruppenfotos und Fackelmärschen huldigen. Da ist der Schulterschluss, den die Aktionen innerhalb der extrem rechten Szene bewirken sollen - von Pegida bis zur NPD.
Vor allem aber ist es die "Selbstermächtigung" der Rechtsextremisten, die "Wodans Erben" und ähnliche Gruppierungen so gefährlich macht. So nennen Experten wie Marcus Buschmüller von der Fachinformationsstelle Firm das Signal, das von den Auftritten ausgeht. Das Signal: Hier bestimmen wir! Und dann dringen Rechtsradikale in Flüchtlingsunterkünfte ein, um den Menschen dort Angst einzujagen. Und um den Beifall von Gesinnungsgenossen zu erheischen.
Das dem Untergang geweihte Deutschland, das "Wodans Erben" und Co. an die Wand malen, ist eine irreale Fiktion. Real aber ist die Gefahr, die von der permanenten Verächtlichmachung dieses Staates durch solche Gruppen ausgeht. "Wodans Erben" wollen eine Gesellschaft, die sich gegen Bedrohungen wehren kann? Polizei, Staatsanwälte, Verfassungsschutz und Münchens Zivilgesellschaft sollten ihnen zeigen, dass es die gibt.