Kommentar:Mut zum Kompromiss

Die Suche nach einem Pflegeheim in Milbertshofen muss weitergehen - mit dem bloßen Hinweis auf fehlende Flächen darf man sich nicht zufrieden geben

Von Nicole Graner

Das Gute gleich vorweg: Alle sind sich wirklich einig, alle wollen ein Senioren- und Pflegeheim im elften Stadtbezirk: die Stadt München, die Lokalpolitiker und die Bürger, die diese Einrichtung immer wieder fordern. Zuletzt in der Bürgerversammlung im Juli 2017. Der Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart sollte auf Wunsch der Stadt Standorte vorschlagen. Und das tut der BA intensiv seit Herbst 2016 - doch immer ist irgendein Haar in der Suppe: Die Fläche ist entweder für andere Bedürfnisse verplant, eine Grünfläche und daher nicht bebaubar oder zu klein.

Was heißt eigentlich zu klein? Kann eine Pflegeeinrichtung wirklich nur auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern gebaut werden? Diese Frage stellt sich im Stadtteilgremium zu Recht auch die SPD. Wenn es doch möglich ist, Wohnen-für-Alle-Projekte auf weniger Raum oder zum Beispiel an der Schleißheimer Straße auf 5000 Quadratmetern Fläche 140 Seniorenwohnungen zu bauen. Vielleicht könnte man ja auch aus einem großen Senioren-Pflegeheim zwei kleinere machen.

Es gibt sicherlich viele gute Argumente, einen Standort abzulehnen. Aber sie können nicht entscheidend dafür sein, die Suche mit dem Satz, dass es derzeit "keine geeigneten Flächen" gebe, einzuschränken oder gar aufzugeben. Wichtig ist, so lapidar es klingt, Kompromisse zu finden. Miteinander, mit aller Kraft und mit dem Bewusstsein, dass die Zeit auch eine Rolle spielt. Zu lange sucht man im elften Stadtbezirk einfach nach einer Einrichtung. Schon nach der Schließung des Zitaheims an der Zwillingstraße vor vielen Jahren forderte der BA einen Ersatz. Pflegebedürftige oder alleinstehende alte Menschen im elften Stadtbezirk aber brauchen schnell eine Heimat, Hilfe und soziale Kontakte. Denn es geht in der Pflege allein darum, alten Menschen würdig zur Seite zu stehen, oder wie der Mediziner Alexis Carrel ( 1873-1944) einst sagte, "den Tagen mehr Leben zu geben".

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