CSU-Plan:E-Autos dürfen umsonst in der City parken? Keine gute Idee!

Renault Zoe an einer Ladesäule für Elektroautos

Auch Elektroautos brauchen Energie - und die wird nicht immer besonders umweltfreundlich hergestellt.

(Foto: Claus Schunk)

Denn die Autos mit alternativem Antrieb sind kein Allheilmittel gegen die Umweltverschmutzung. Und sie lösen das grundsätzliche Problem nicht.

Kommentar von Dominik Hutter

Endlich wieder gratis parken: Geht es nach Bürgermeister Josef Schmid (CSU), wird München für die Besitzer von Elektrofahrzeugen zum Mobilitäts-Paradies. Mit dem Auto direkt in die Wohnviertel - Freunde besuchen, ohne fürs Parken zahlen zu müssen. Wie einst in den Siebzigerjahren.

Der Vorschlag ignoriert, dass die Parklizenzgebiete, und um die geht es ja, eine wichtige verkehrslenkende Wirkung haben: Anwohner sollen Parkplätze finden, Besucher von außen möglichst auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen. Eine City-Maut light sozusagen. Diese für die Lebensqualität in der Stadt sehr sinnvolle Idee wird durch Park-Privilegien für Elektroautos konterkariert. Irgendwann, wenn jeder ein E-Auto hat, herrschen dann wieder die Parkverhältnisse aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Bitte nicht!

Zweifellos ist es sinnvoll, wenn Autos nicht mehr so viel Schadstoffe auf Münchens Straßen blasen. Das Elektroauto ist aber entgegen aller Euphorie kein Allheilmittel. Man hat sehr oft den Eindruck, diese Technologie sei in erster Linie deshalb so attraktiv, weil sie den Autofahrern vorgaukelt, sie könnten trotz aller Umweltprobleme weitermachen wie bisher. Nur eben mit einem anderen Antrieb. CSU wie auch SPD und Grüne preisen das E-Auto, als habe es noch nie Debatten über ausufernde Staus, zugeparkte Straßen oder allzu enge Rad- und Fußwege gegeben.

Aber auch ein Elektroauto benötigt viel Platz und viel Energie. Schadstoffe entstehen trotzdem, sie werden im Kraftwerk am Stadtrand oder im Atommeiler Ohu (in Form von Atommüll) produziert. Und bei der immens energieintensiven Herstellung. Das Grundsatzproblem der Individualmobilität wird mit dem Elektroantrieb nicht gelöst: Es ist energetisch unsinnig, eine gute Tonne Auto in Bewegung zu setzen, um 75 Kilogramm Mensch von A nach B zu bringen.

In U-Bahnen, Zügen, Bussen, ja selbst im Flugzeug teilen sich dagegen zahlreiche Insassen den Energieaufwand. Das ideale Individualverkehrsmittel wäre eigentlich das Fahrrad, das mit simpler Muskelkraft und damit wirklich emissionsfrei funktioniert. Es ist nur leider für sehr lange Strecken ungeeignet und obendrein nicht allwettertauglich (außer für Sportliche und Unverzagte). Das Rad allein wird die Verkehrsprobleme nicht lösen.

Im Sinne einer gesunden Stadtentwicklung kann es nur einen Weg geben: eine klare Priorisierung von Fahrrad und MVV sowie faire Angebote für die, die aufs Auto angewiesen sind. Und viele Ladesäulen für E-Autos. Aber keine Privilegien zu Lasten der Wohnqualität.

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