Kommentar:Kein Weg zurück

Das Raumproblem der Montessori-Schule in Sendling ist symptomatisch für das Versagen der Schulplanung

Von Birgit Lotze

Es sieht so aus, als wollten Stadt und Regierung die engagierten Eltern im Verein "Montessori für Sendling" am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Zwei Jahre haben die Eltern geackert, Gespräche mit Bürgermeistern und Referatsleitern gesucht, sie traten auf in Bezirksausschüssen, Bürgerversammlungen, verfassten Hunderte Briefe - immer mit dem Ziel, endlich eine Fläche für eine Schule zu bekommen. Sie traten an Sponsoren heran, suchten nach Trägern, der Zeitaufwand ist immens.

In Sendling lernen bereits seit mehr als 40 Jahren behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen. Doch die Stadt will den Montessori-Anhängern das Grundstück nicht mehr überlassen. Sie kann nicht - weder in der Reutberger Straße noch anderswo. Die Schul- und Betreuungspolitik hat lange versagt, es gibt zu viele eigene Defizite: keine Fachräume mehr, die Leiter städtischer und staatlicher Schulen müssen jeden Quadratmeter nutzen, um dem Pflichtunterricht irgendwie noch nachzukommen. Inzwischen werden Schüler nachmittags in Schulgängen regelrecht aufbewahrt, Kinder müssen sich acht Stunden oder länger in Klassenzimmern aufhalten, in denen sie kein Mittagessen bekommen oder nur eines auf Bestellung - das rollende Mittagessen, mit dem alte Menschen auch oft abgespeist werden.

Für die Stadt passt es gut, dass es Zentren gibt, in denen alle Schüler einer pädagogischen Richtung konzentriert werden können wie im Montessori-Zentrum an der Heiglhofstraße. Da reicht es, dass einmal kräftig in ein Bauprojekt investiert wird, und schon wird an anderer Stelle Platz frei für das Stopfen eigener Lücken. Doch die kleinen, unabhängigen Schulen bleiben so auf der Strecke. Engagierte Eltern ebenfalls.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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