Kommentar:Fragwürdiger Einschnitt

Langenscheidt hat noch immer einen starken Namen. Beim jüngsten Einschnitt stellt sich nun die Frage, welche Richtung der Verlag jetzt einschlägt

Von Inga Rahmsdorf

Sie stehen in vielen deutschen Bücherregalen und werden weltweit in Sprachkursen genutzt. Fast jeder kennt die leuchtend gelben Wörterbücher mit dem blauen L, dem Logo von Langenscheidt. Der Münchner Verlag bietet hochwertige Materialien für Sprachkurse an und er blickt auf eine fast 160-jährige Geschichte zurück, in der das Familienunternehmen von Generation zu Generation weitergegeben wurde, bis es 2013 an eine Holding verkauft wurde. Doch wenn man hinter den starken Namen schaut, zeigt sich, dass die aktuelle Situation alles andere als strahlend ist. Langenscheidt hat nur noch 90 Mitarbeiter. 29 von ihnen hat das Unternehmen nun gekündigt. Dass die Firma wirtschaftlich zu kämpfen hat, ist nicht neu. Doch bei dem jüngsten Einschnitt stellt sich die Frage, welche Richtung der Verlag nun einschlägt.

Grundsätzlich nimmt die Begeisterung, Sprachen zu lernen, nicht ab. Zudem ist Deutschland für viele Europäer ein attraktiver Arbeitsmarkt. An guten Sprachkursen und Wörterbüchern gibt es also weiter Bedarf, ob in gedruckter oder digitaler Form. Für Traditionsverlage ist es allerdings nicht einfach, den vielen Internet-Angeboten etwas entgegenzusetzen. Bei Plattformen wie Leo lassen sich kostenlos Vokabeln nachschlagen, finanziert durch Werbung. Auch der Pons-Verlag ist diesen Schritt mitgegangen und erhofft sich, durch das kostenlose Nachschlagewerk den Printverkauf anzukurbeln.

Langenscheidt dagegen will die Entwicklung seiner digitalen Produkte weitgehend auslagern. Das ist entweder mutig - wenn sich im Internet keine stabilen Umsätze erzielen lassen, kann es richtig sein, auf Qualität und klassische Produkte zu setzen. Die Entscheidung könnte aber auch das Ende des Traditionsverlages einläuten. Denn ob das Haus mit einer derart reduzierten Zahl von Mitarbeitern wieder zu alter Kraft finden kann, erscheint äußerst fragwürdig.

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