Süddeutsche Zeitung

Fischsterben im Auer Mühlbach:Schluss mit der Trödelei

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Es ist das größte Fischsterben, das es in München seit Jahren gegeben hat. Besonders eilig scheinen es die Behörden aber nicht zu haben, den Umweltskandal aufzuklären.

Kommentar von Martin Bernstein

Es ist das größte Fischsterben, das es in München seit Jahren gegeben hat. Mindestens tausend Tiere, darunter Vertreter geschützter und seltener Arten, verenden plötzlich. Es passiert nicht an einem Baggersee irgendwo an der Münchner Peripherie, sondern mitten in der Stadt. An einem Bach, der auf sieben Kilometer Länge durch dicht bebautes Gebiet fließt - und durch den Tierpark Hellabrunn. 48 Stunden, nachdem die toten Fische geborgen wurden, weiß man nur: Sie waren nicht krank. Die Grünen sprechen von einem Umweltskandal. Und, ja: Es ist einer.

Zwei Labore des Landesamts für Umwelt, das Münchner Wasserwirtschaftsamt und die Kriminalpolizei sind an dem Fall dran. Ergebnisse? Nach zwei Tagen noch immer mehr als dürftig. Und das Schweigen eher alarmierend. Immerhin hat das Landesamt auf Drängen des Wasserwirtschaftsamts die Fische noch am Donnerstag untersucht. Was im Umkehrschluss heißt: Sonst hätte man sie wohl noch eine Zeitlang liegen gelassen. Sind ja schon tot. Pressiert nicht. Und erst jetzt werden die Wasserproben analysiert.

Verwunderung übr die laxe Reaktion der Behörden

Das mysteriöse blaue Pulver, das Spaziergänger am Ufer des Bachs entdeckt und für Rattengift gehalten haben. Rattengift? Oder doch Kupfersulfat? Unsachgemäß entsorgte Reste einer Möbelbeize? Oder vielleicht Feuerwerkspulver? Pressiert ja nicht. Menschen seien nicht in Gefahr gewesen. Im Wasser habe sich der Stoff schnell verteilt. Aber natürlich, Exaktes könne man erst sagen, wenn man wisse . . . - pressiert ja nicht. Das Kommissariat 13 im Polizeipräsidium hat Ermittlungen aufgenommen. Aus dem Wasserwirtschaftsamt haben die Ermittler am Donnerstag aber noch nichts erfahren. Pressiert ja nicht.

Doch, es pressiert. Den Fischern, die den Bach betreuen und die sich über die laxen Reaktionen der Behörden zunehmend wundern. Den Spaziergängern, die das Fischsterben überhaupt erst entdeckt und sofort die Experten alarmiert haben. Und vor allem den Menschen, die am und überm Auer Mühlbach wohnen.

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Quelle:
SZ vom 07.08.2015
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