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Münchens Stadtrat hat sich die Beschlüsse zum Ausbau der Fußgängerzone nicht leicht gemacht, nun müssen damit erst einmal Erfahrungen gesammelt werden dürfen

Von Thomas Kronewiter

Es gibt viele Gründe, warum eine wichtige Metrobus-Linie am besten direkt am Marienplatz hält, idealerweise mit der Ausstiegstür möglichst nahe am U-Bahn-Abgang. Denn so lassen sich Fahrgäste gewinnen: mit dem Argument, es seien nur Schritte von Tür zu Tür, vom Sitzplatz im Bus bis zu dem in der U-Bahn, am besten verknüpft durch Rolltreppe oder Lift.

Die beste aller Fahrgast-Welten gibt es indes allenfalls bei Neuplanungen auf der grünen Wiese, durch glückliche Umstände, mitunter auch durch teure Umbauten. Im Falle des Busses 52 sind nicht die in solchen Fällen gerne gescholtenen Planer von der Münchner Verkehrsgesellschaft schuld, sondern der politische Wille der Stadtrats-Mehrheit. Rot-Schwarz hat dem Ausbau des Erfolgsmodells Fußgängerzone Priorität eingeräumt - und dafür schon ordentlich Prügel bezogen. Keine der vom Marienplatz vertriebenen Gruppen hat dies laut- und widerspruchslos akzeptiert, allen voran die Fahrradfahrer.

Nach einem wohl erwogenen Beschluss nun zurückzurudern, macht - genau wie bei der Fußgängerzone Sendlinger Straße - keinen Sinn. Seriöse, verlässliche Politik darf nicht beim ersten Widerstand umfallen. Münchens Stadtrat hat sich die Beschlüsse zum Ausbau der Fußgängerzone nicht leicht gemacht, nun müssen damit erst einmal Erfahrungen gesammelt werden dürfen.

Bei der Sendlinger Straße hat man ohnehin den Umbau nur auf provisorischer Basis vorgenommen. Beim Marienplatz haben die Proteste immerhin Zugeständnisse erwirkt - eine zusätzliche Haltestelle ermöglicht mobilen Fahrgästen trotzdem einen schnellen Zugang zum Marienplatz. Wer nur in die U-Bahn umsteigen will, kann dies auch am Sendlinger Tor tun. S-Bahn-Umsteiger, denen die wenigen Schritte vom Marienplatz Süd zum Marienplatz-Zwischengeschoss zu schwer fallen, sind die eigentlichen Opfer der Umstellung. Sie wählen am besten schon im Münchner Südosten ein anderes Verkehrsmittel.

Ihr Nachteil gerät den Tausenden Besuchern des Marienplatzes zum Vorteil, die auf eigenen Füßen unterwegs sind. Sie profitieren von der Bevorzugung in einer vergrößerten Fußgängerzone. Zahlenmäßig dürften letztlich mehr Münchner von der Änderung profitieren. Nun kann die MVG, können die Politiker Erfahrungen mit der Umstellung sammeln. Wenn es gar nicht klappt mit dem Bus 52 auf neuer Route, sollte er noch einmal auf den Prüfstand - wie die Sendlinger Straße.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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