Es gibt praktisch keine Lebenssituation, die sich nicht mit einem Spruch aus dem Fußball beschreiben lässt. Zur Diskussion über das Budget für die vier Spiele, die 2020 bei der Fußball-EM in München ausgetragen werden, passt ein legendäres Zitat des früheren FC-Bayern-Stürmers Jürgen Wegmann. "Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu."
Für das Sportamt heißt das: Vor einem halben Jahr wäre es mit seinem Etat von 11,3 Millionen Euro wohl locker im Stadtrat durchmarschiert. Doch nun drücken die Hinweise auf Korruption bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 unglücklich aufs Gemüt. Und der Krater im Haushalt von 2016, der sich urplötzlich aufgetan hat, wird mehr als Pech bedeuten. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass das Budget für die Euro 2020 am Mittwoch nach der Sitzung des Sportausschusses keine 11,3 Millionen Euro mehr betragen wird.
Der Vertrag ist längst unterschrieben
Das ist richtig und nachvollziehbar, die Stadt wird noch an viel schmerzhafteren Stellen sparen müssen. Es wäre ein fatales Zeichen, wenn etwa im Bildungsetat jeder Euro umgedreht wird, ein Großereignis wie die Euro 2020 aber so großzügig gepampert wird. Für die Frage, ob München Teil dieser Sport-Glitzerwelt sein soll, in der Funktionäre Millionen Euro nach Belieben kreuz und quer passen, ist es längst zu spät.
Der Gastgebervertrag ist mit einigen Änderungen unterschrieben, ein Zurück wird es nicht geben. München und auch die anderen Ausrichterstädte haben darin den Sportfunktionären wieder einmal eine Menge von Sonderprivilegien zugestanden.
Diese Praxis muss schnell ein Ende haben, auch wenn sich die Fans 2020 wieder an den Spielen berauschen werden. International angesehene Sportstädte wie München können dieses System nicht ändern. Aber sie können ein Zeichen setzen, indem sie sich den überspannten Vorgaben der Funktionäre künftig verweigern.