Kommentar:Ein Gewinn für die ganze Stadt

Kleine Läden, Ateliers oder kreative Clubs müssen oft kapitulieren, weil Pachten zu teuer und ständige Zwischennutzungen unzumutbar sind. Das brachliegende Areal in Freimann zu beleben, würde die Stadt attraktiver machen

Von Laura Kaufmann

An der kargen Tatzelwurm-Auffahrt in Freimann soll ein Haus der Subkultur entstehen - auf Dauer, nicht als Zwischennutzung. Wird diese ambitionierte Idee tatsächlich umgesetzt, wäre das nicht nur ein Gewinn für die Beteiligten, sondern für die ganze Stadt. Um die Autobahnauffahrt herum gibt es keine Anwohner, die gestört werden könnten. Ein brachliegendes Areal wird belebt und macht das Quartier, das sich dort in den kommenden Jahren entwickeln wird, deutlich attraktiver. Die Stadt sollte mit Nachdruck auf den Bund einwirken, seine Fläche unter der Auffahrt dafür herzugeben.

Das rasante Wachstum Münchens muss so geplant werden, dass neue Quartiere nicht zu anonymen Schlafstätten verkommen. Eine Stadt braucht Räume der Begegnung, Veranstaltungen für Menschen jedes Alters und vielfältige Angebote. Doch für Kreative gibt es kaum mehr bezahlbare Flächen zu pachten, Ateliers für Künstler sind Mangelware, Clubs finden keine neuen Räume. Es ist besorgniserregend mit anzusehen, dass immer wieder liebevoll gestaltete, inhabergeführte Lokale vor steigenden Pachten kapitulieren müssen. An ihre Stelle rücken allzu oft Ableger großer Ketten, die auf schnellen Umsatz mit Pasta, Bowls und Burgern setzen und die Straßenzüge nach und nach austauschbar wirken lassen. Wo es noch möglich ist, muss um den Raum für individuelle Lokale und Geschäfte, für kleine Galerien und Clubs gekämpft werden. Denn sie sind es, die der Stadt ihr Gesicht verleihen.

Der Bestand muss geschützt werden. Aber das allein reicht nicht: So, wie die Hochkultur subventioniert wird, muss auch die Subkultur gefördert werden, sie hält die Großstadt lebendig. Kreative nur in Zwischennutzungen zu drängen, ist auf Dauer nicht zumutbar. Auch Kulturschaffende brauchen Planungssicherheit. Ihre Projekte - von Gastro-Schiffen auf Brücken bis hin zu eventuellen Türmen neben Autobahnen - tragen zum Renommee Münchens bei. Auch die Mitarbeiter, die Wirtschaftsgiganten wie Google in die Stadt bringen, werden nach dem Zuklappen des Laptops etwas erleben wollen.

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