Affären:Übler Rückfall für die Münchner CSU

Affären: Gegen den CSU-Politiker und Wiesn-Stadtrat Georg Schlagbauer ermittelt seit Mittwoch die Staatsanwaltschaft München I.

Gegen den CSU-Politiker und Wiesn-Stadtrat Georg Schlagbauer ermittelt seit Mittwoch die Staatsanwaltschaft München I.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Skandal um Georg Schlagbauer tritt die CSU auch deshalb so hart, weil er zu den Nachwuchstalenten der Partei gehörte. Und von denen gibt es nicht allzu viele.

Kommentar von Frank Müller

Die CSU ist, wie man so sagt, personell eigentlich bestens aufgestellt: eine Vielzahl von Mitgliedern, ganz verschiedene Charaktere aus allen Schichten. Wenn es aber darum geht, wer aus dem breiten Mittelbau das Potenzial hat, auch einmal ganz nach oben zu kommen, wird die Luft sehr dünn.

Genau das erklärt den Schock, den der Fall Georg Schlagbauer in der CSU am Donnerstag auslöste. Er ist ein Mann mit besten Verbindungen zur Wirtschaft, zum Handwerk, ein Multifunktionär, der als Chef einer Metzgerei aber ganz bodenständig verankert ist. Einer, der auf dem Münchner Parkett trittsicher ist. Und der mit 44 Jahren auch im richtigen Alter für einen vorderen Platz in der Führungsreserve ist.

Solche Menschen sind in jeder Partei wertvoll, auch in der Münchner CSU, die nicht allzu viele in dieser Liga hat. Entsprechend vorgezeichnet war für ihn der weitere Weg nach oben. Als vor einigen Wochen klar wurde, dass München einen zusätzlichen Landtags-Stimmkreis bekommen soll, war in der CSU schon klar, wer ihn bekommt, bevor auch nur ein einziger Delegierter für die Nominierung feststand: Georg Schlagbauer.

Besonders bitter für die CSU ist, dass sich die Begleitumstände des Falls einreihen in die lange Liste besonderer Münchner Skandale: Hier gab es einen Fraktionschef, der Spendengeld in seine Käseschachtelfabrik lenkte. Es gab Nachwuchspolitiker, die Mitglieder kauften. Es gab eine Bezirkschefin, die Dossiers über ihre Führungskollegen anlegte, und vieles mehr.

Die Serie Münchner Affären von fast barocker Opulenz schien gestoppt, als in der CSU Josef Schmid seine großstädtisch-liberale Linie durchsetzte. Der amtierende Bezirkschef Ludwig Spaenle ist aus der Verwandtenaffäre noch mit einem blauen Auge herausgekommen. Der aktuelle Fall aber beschert Schlagbauer einen Sturz ins Bodenlose und der Partei einen üblen Rückfall.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: