Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Die Erschließung hinkt hinterher

Niemand willl die neue Straße finanzieren, die in Allach die Hirmerei anbinden könnte

Von Anita Naujokat

Die Straße ist also einfach mal ausgeblendet worden. Eine Straße, die wesentlich zur Akzeptanz der bei Anwohnern umstrittenen "Hirmerei" beitragen könnte. Ein Vorschlag, der ursprünglich sogar von Architekt Josef Peter Meier-Scupin selbst gekommen war. Dabei geht es gar nicht um die Machbarkeit. Vielmehr will sie niemand finanzieren, weder die Stadt noch der Bauherr selbst. Aber andere Antworten auf die zunehmende Verkehrsproblematik haben sie auch nicht. Dabei ist eine Straße entlang der Bahn eine der wenigen Chancen, eine kleine Entlastung zu erhalten.

In Allach entstehen demnächst allein vier große Baugebiete mit an die 1400 neuen Wohneinheiten: 730 auf dem Diamalt-Gelände, 290 in der Gerberau, 130 am Oertelplatz und eben die 260 auf dem Feld zwischen Eversbuschstraße, Otto-Warburg-Straße und der Bahnstrecke München-Treuchtlingen. Nicht mitgerechnet die 580 neuen Wohneinheiten des Prinzenparks in der Nachbarkommune Karlsfeld direkt an der Stadtgrenze und die fast täglich zu beobachtende Verdichtung, in der kleine Häuser großen weichen müssen. Neue Straßen entstehen nicht. Und alte Viertel wie die Waldkolonie haben noch nicht einmal eine Anbindung an einen öffentlichen Bus. Verlässliche Verkehrsprognosen liegen für keines der neuen Vorhaben auf dem Tisch. Im Planungsreferat versichert man lediglich, dass man nicht jedes Baugebiet einzeln, sondern natürlich die gesamte Entwicklung betrachte.

Die Stadtplaner haben schon recht: Jetzt holen starker Zuzug, fehlende Wohnungen eben auch die Allacher ein. Wie zuvor Moosach, Pasing und andere Stadtviertel muss man sich im Viertel an Umbruch und Veränderungen gewöhnen - gerade weil in Stadtrandlagen, anders als im Zentrum, noch Platz ist.

Doch das Straßennetz kommt nicht hinterher. Die Eversbuschstraße als wesentliche Nord-Süd-Magistrale ist eine Dorfstraße. Sie muss schon jetzt immer mehr Verkehr aufnehmen und ist zu den Stoßzeiten heillos verstopft. Sie lässt sich nicht mal mehr um einen Radweg erweitern. Die Ludwigsfelder Straße als Ost-West-Verbindung harrt seit Jahren des immer wieder verschobenen Ausbaus. Allzu viele Möglichkeiten hat Allach schon rein räumlich nicht. Und da lässt man eine neue Möglichkeit ungenutzt verstreichen? Diese Chance nicht zu nutzen, wäre mehr als fahrlässig. Auch wenn es Geld kostet.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2016
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