Mögen die Ankündigungen derzeit auch noch etwas nebulös sein: Man darf davon ausgehen, dass BMW seinen Masterplan für das Münchner Stammwerk in Milbertshofen durchaus ernst meint. Das war so, als das Unternehmen vor rund zehn Jahren beherzt zugriff und sich große Teile der ehemaligen Kronprinz-Rupprecht-Kaserne sicherte.
Das war so, als sich aus dieser Erweiterung wenig später die große Zukunftsoffensive mit dem Forschungs- und Innovationszentrum FIZ als konzernweitem Dreh- und Angelpunkt ableitete, geplant für einen Zeithorizont von fünf Jahrzehnten immerhin. Und das wird jetzt so sein, wenn sich der Autokonzern die Hallenbauten im Schatten des Vierzylinder-Hochhauses für eine Neuordnung und Anpassung an die Anforderungen der E-Mobilität vornimmt.

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Den steten Ausbau seiner Kapazitäten vor allem im Münchner Norden hat BMW nie nur als Lippenbekenntnis zum Standort München verstanden wissen wollen. Das Unternehmen hat auch von jeher Verantwortung für die Stadt gezeigt - sei es im wohnortnahen Nachbarschaftsdialog, in Modellprojekten wie der Inzell-Initiative zur mobilen Modellstadt mit Partnern wie der Landeshauptstadt oder dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV, in Angeboten an die eigenen Mitarbeiter, vom Jobticket bis zum Car-Sharing.
Dass BMW für dieses Bekenntnis andererseits auch Rahmenbedingungen erwartet, die der Weiterentwicklung seines Industriestandorts dienen, haben dessen Manager im vergangenen Jahrzehnt öffentlich wie im vertraulichen Dialog mit der Politik immer wieder betont.
Dazu gehören vor allem verkehrliche Maßnahmen: Von einer U-Bahn-Spange zwischen den Linien U2 und U6 hat auch die Stadtgesellschaft etwas, ebenso von einer Trambahn-Netzerweiterung im Münchner Norden oder einem der dicksten Bretter im Münchner Schienennetz überhaupt: der Ertüchtigung des sogenannten S-Bahn-Nordrings für den Güter- wie den Personenverkehr. Weniger verdaulich gilt vielen eine Forderung, die BMW auch nun wieder erhebt: den Anschluss der Schleißheimer Straße an die Autobahnumgehung A99.
Wer jetzt die Modernisierung des BMW-Werks begrüßt, muss wissen, dass BMW sein so selbstbewusst wie provokativ auf 100 Jahre angelegtes Revitalisierungsprojekt im großen Stil nur durchziehen wird, wenn dazu Stadt und Stadtgesellschaft auch ihren Infrastrukturbeitrag leisten.