Sozialgenossenschaft:Vertrag mit Bellevue di Monaco ist ein starkes Symbol für Flüchtlinge

"Bellevue di Monaco" plant Willkommenszentrum für Flüchtlinge in München, 2015

Es kann losgehen im "Bellevue di Monaco".

(Foto: Stephan Rumpf)

Statt Flüchtlinge fernab des Zentrums unterzubringen, finden diese nun einen Platz mitten in der Stadt. Integration beginnt damit vor der Haustür.

Kommentar von Thomas Anlauf

Heimat ist ein großes Wort. Für die meisten Menschen steht Heimat für Vertrautes, für einen Ort, an dem man sich geborgen fühlt, an dem man Freunde hat. Tausende Flüchtlinge, die nun in München leben, haben ihre Heimat verloren. Sie suchen hier Schutz und ein wenig Geborgenheit - und neue Freunde.

"Making Heimat. Germany, Arrival Country" heißt der deutsche Beitrag für die Architekturbiennale in Venedig, der kürzlich in einem ehemaligen Münchner Abrisshaus vorgestellt wurde: in den künftigen Räumen des Integrationsprojekts Bellevue di Monaco. Hier wollen nun engagierte Münchner Geflüchteten dabei helfen, eine neue Heimat zu finden.

Das Bemerkenswerte am Projekt Bellevue di Monaco ist nicht nur, dass es beinahe beiläufig entstand, als es vor ein paar Jahren darum ging, drei städtische Gebäude vor dem Abriss zu retten und dort günstigen Wohnraum zu schaffen. Auch dass das Bellevue für die kommenden 40 Jahre von einer eigens dafür gegründeten Sozialgenossenschaft getragen und betrieben wird, macht die Sache zu einer Besonderheit. Zum Leuchtturmprojekt wird Bellevue di Monaco aber vor allem durch seine Lage: mitten in München.

Das ist ein starkes Symbol. Flüchtlinge nicht am Stadtrand unterzubringen, fernab vom Leben in München, sondern ihnen dort einen Platz zu bieten, wo sie ihren neuen Wohnort am besten kennenlernen können. Wo Integration bereits vor der Wohnungstür beginnen kann, wo auch Münchner ganz selbstverständlich mit Geflüchteten zusammenkommen können und werden.

Es ist ein weithin sichtbares Zeichen, dass die Stadt zu ihren Flüchtlingen steht und sie in ihrer Mitte aufnimmt. So können die Menschen vielleicht wiederfinden, was sie durch ihre Flucht schmerzhaft verloren haben: Heimat.

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