Sendlinger Straße:An der Historie orientieren
Man muss nicht Wasser in die Sendlinger Straße holen, wenn dort zu keiner Zeit Bäche geflossen sind.
Kommentar von Thomas Kronewiter
Man muss nicht bis nach Freiburg fahren, um zu erleben, wie pittoresk sich Stadtbäche in die urbane Landschaft einfügen können. Schon im nahen Memmingen, in Augsburg oder Ulm zeigt sich, dass Wasser selbst in engen Gassen im Sommer angenehme Kühle und nette Aufenthaltsbereiche schaffen kann, vom beruhigenden Rauschen ganz zu schweigen. Nicht von ungefähr hat die Idee, die einst sträflicherweise zu Gunsten der autogerechten Stadt in unterirdische Rohre gepressten Münchner Stadtbäche wieder an die Oberfläche zu holen, auch an der Isar zuletzt zunehmend Befürworter gefunden.
Man muss andererseits nicht Wasser eigens in die Sendlinger Straße holen, wenn dort nun einmal Bäche zu keiner Zeit geflossen sind - erst recht nicht, wenn sie die Abwasseraufbereitung und nicht zuletzt den städtischen Haushalt zusätzlich belasten würden. Eine Orientierung an den historischen Gegebenheiten als Richtschnur ist in diesem Fall durchaus sinnvoll. Im Hinblick auf die ausdrücklich genannte Herzog-Wilhelm-Straße darf man die Experten in absehbarer Zeit dann beim Wort nehmen. Und in der Sendlinger Straße müssen Baureferat und Entwurfsverfasser nun unter Beweis stellen, dass ihr Konzept besser ist als die frühere Autostraße - und gestalterisch auch mithält mit der Idee eines Bachs zwischen dem Sendlinger Tor und dem Färbergraben.