Kommen & Gehen:"München definiert sich durch eine gewisse Protzigkeit"

Marcel Heuperman, Schauspieler am Residenztheater, folgt Martin Kušej ans Wiener Burgtheater

Protokoll von Christiane Lutz , München/Wien

Eigentlich, schreibt Marcel Heuperman, sei er schon im Urlaub. Den hat sich der Schauspieler, 24 Jahre, auch verdient. Am Residenztheater war er seit 2015 fest im Ensemble und spielte sich mit ungeheurer Kraft durch die Jahre und sämtliche große Produktionen. Nun verlässt er die Stadt, um mit seinem alten und neuen Chef Martin Kušej zu gehen.

SZ: Was hat Ihr neuer Wohnort, was München nicht hat?

Marcel Heuperman: Ecken und Kanten. Wien ist eine stark pulsierende Stadt, in der so viele unterschiedliche Einflüsse aus verschiedenen Ländern zusammenkommen. Die Nähe zum Balkan ist spürbar, beziehungsweise nicht zu übersehen. Das finde ich wirklich sexy.

Sexy - passt das nicht auch zu München?

In München komme ich einfach nicht über den Eindruck hinweg, dass hier hauptsächlich Menschen leben, die schnell viel Geld verdienen wollen und dann wieder abhauen. Die Stadt definiert sich in jeder Hinsicht durch eine gewisse Protzigkeit. Das ist mir bis heute sehr befremdlich. Ausflüchte konnte ich immer finden in der wirklich traumhaften Natur rund um München.

Welche Spuren haben Sie in München hinterlassen?

Kommen & Gehen: Marcel Heuperman.

Marcel Heuperman.

(Foto: oh)

Hoffentlich viele! München ist natürlich in erster Linie eine Arbeitsstation gewesen. Also begreife ich die Frage auf das Theater bezogen. Natürlich wünsche ich mir, dass man sich an mich erinnert in München. Auf der Bühne habe ich probiert, immer Akzente zu setzen durch die Art, wie ich spiele. Modern zu sein. Auch im Gespräch mit dem Publikum immer herausfordernd zu sein und den Menschen klarzumachen, wie weit, groß und vielschichtig Theater sein kann. Tatsächlich kamen dann Zuschauer auf mich zu und sagten, wenn ich nicht mitgespielt hätte oder wir vorher nicht darüber gesprochen hätten, hätten sie sich das nicht angeschaut.

Was nehmen Sie aus München mit?

Idell: den Englischen Garten. Und das Weißwurstfrühstück.

Drei Gründe, warum Sie froh sind, nicht mehr in München zu leben ...

Oktoberfest. Seehofer. Teure Mieten.

Was werden Sie als erstes tun, wenn Sie zu Besuch in München sind?

Essen gehen in der Seerose. Das Restaurant in Altschwabing hat eine extrem gute Küche. Regionale Produkte, hausgemachte Pasta. Ein ausgezeichneter Italiener. Am liebsten esse ich dort das Rinderfilet.

Kommen & Gehen

Mit jedem Menschen, der zuzieht, verändert sich die Stadt. Und auch mit jedem Menschen, der München verlässt, verliert die Stadt ein Stück Identität. Wir stellen sie vor.

Was sind Ihre Lieblingsfotomotive von München, die Sie sicher nicht von Ihrer Kamera löschen werden?

Der Ausblick vom Dach der Staatsoper. Wirklich ein toller Ort. Ich war dort oft mitten in den Endproben, kurz vor der Premiere. Wenn es "unten" zu hektisch wurde, konnte ich dort ganz in Ruhe wieder Kraft tanken und kurz abschalten.

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