Süddeutsche Zeitung

Szene München:Nicht schon wieder Prosecco

Trachtenträger und Proseccotrinker: Obwohl sich die Münchner heftig gegen ihr Image, das man andernorts von ihnen hat, wehren, pflegen sie dennoch sämtliche Klischees. Das erklärt den Erfolg einer neuen Facebook-Seite im Internet, die genüsslich mit den gängigen Vorurteilen spielt.

Eine Kolumne von Beate Wild

Als Anfang des Jahres die Meldung über die Karambolage zweier Luxusschlitten unter dem schönen Titel "Rolls-Royce rammt Rolls-Royce" die Runde machte, wunderte sich in München eigentlich keiner so richtig. Auch dass der Unfall just auf der Maximiliansstraße stattfand, passte natürlich wunderbar. Denn obwohl sich die Bewohner dieser Stadt gerne über jedes Vorurteil, das ihnen entgegengebracht wird, wahnsinnig aufregen, pflegen sie trotzdem sämtliche noch so schnöden Gemeinplätze.

Sagt ein Berliner: "In München wohnen doch sowieso nur Schickimickis", antwortet der Münchner "Frechheit, was für eine böse Unterstellung", zündet sich eine Zigarre an und braust mit seinem Porsche in Richtung Schumann's davon.

Und so ist auch der Erfolg einer neuen Facebook-Seite namens "Things Münchner Don't Say" zu erklären, die es erst seit Sonntag gibt, die aber schon Zehntausende Fans verzeichnet. Leute posten dort Sprüche, die ein echter Münchner niemals in seinem Leben sagen würde. Etwa "Taxi ist mir zu teuer", "Ich war noch nie am Gardasee" oder auch "Kultfabrik war geil gestern". Klischee olé!

Auf der Liste ist auch "Oktoberfest" zu finden, weil das eh nur die Preißn zur Wiesn sagen, genauso wie "Hefeweizen", "Fleischkäse" oder "Pommes Schranke". Selbstverständlich darf auch die Bestellung einer "Maaaaaaaaaß" nicht fehlen.

Man könnte jetzt sagen, dass diese Begriffe und Floskeln doch arg auf das ramponierte Image eindreschen, das man außerhalb der Stadtgrenzen eh schon von den Münchnern hat. Und dass wirklich nicht alle Einwohner so ticken. Doch mal ehrlich: Sätze wie "Nicht schon wieder Prosecco" oder "Biergarten ist doof" würden wirklich nie einem Münchner über die Lippen kommen.

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SZ vom 06.06.2013/wib
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