Kokain-Prozess:Der verschnupfte Prinz

"Er hat mal ein Line mitgezogen": Ein koksendes, adeliges Pärchen gerät an Erpresser und landet auf der Anklagebank.

Alexander Krug

Dass auch in den sogenannten besseren Kreisen Drogen konsumiert werden, ist keine besondere Neuigkeit. Prinz zu W., 40, ist es dennoch sichtlich peinlich, auf der Anklagebank im Landgericht Platz nehmen zu müssen. Demonstrativ dreht der Sprössling alten deutschen Adels den Rücken zu den wenigen Zuhörern, die sich eingefunden haben.

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(Foto: Foto: dpa)

"Mein Mandant wird keine Angaben machen", sagt sein Anwalt Frank Eckstein. Die mitangeklagte Lebensgefährtin des Prinzen ist da schon gesprächiger. Petra U., 50, räumt zumindest einen Teil der Vorwürfe ein.

"Privatier" steht als Berufsbezeichnung für den Prinzen in der Anklage, die der Staatsanwalt in wenigen Minuten vorgetragen hat. Der Kern der Vorwürfe zielt auf den Handel und den Besitz von Kokain. Es geht um mehrere hundert Gramm, die das Paar angeblich von Dealern in Düsseldorf und Frankfurt erworben und in ihrem Haus im Umland von München aufbewahrt und zum Teil dort auch konsumiert haben soll.

Bei solchen Größenordnungen steht im Regelfall eine längere Haftstrafe im Raum, doch die Tatsache, dass beide auf freiem Fuß sind, zeigt, dass an den Vorwürfen vielleicht so viel nicht dran ist.

Petra U. und Prinz zu W. leben (mit Unterbrechungen) seit rund zwölf Jahren zusammen. Die gelernte Bankkauffrau rauchte bereits mit 14 Jahren ihren ersten Joint, mit 27 stieg sie auf Koks um. "Es machte mich klarer und fitter, dieses Gefühl hat mir gefallen" sagt sie. Sie habe stets darauf geachtet, nur sauberes, reines Kokain zu bekommen, betont sie ausdrücklich. "Dann war das wohl so eine Art Biokoks", scherzt ihr Verteidiger Thomas Pfister.

Petra U. will den Stoff "gelegentlich" auch mit dem Prinzen konsumiert haben. "Er hat mal ein Line mitgezogen", sagt sie. Aber über Herkunft und Preis habe er nie etwas wissen wollen. Alles sei stets nur für den "Eigenkonsum" bestimmt gewesen. Der Vorwurf des Dealens sei absurd. "Es war immer genug Geld da. Der Prinz habe geerbt, "er hatte das nicht nötig". Wenn mal Geld gebraucht wurde, sei man "eben mal nach Zürich" gefahren.

Nun wäre das Koksen des Paares wohl nie justiziabel geworden, gäbe es da nicht Christian E.. Der junge Mann stellte sich dem Paar eines Tages als eine Art Gärtner vor und schaffte es, dessen Vertrauen zu erschleichen. Irgendwie gelang es ihm schließlich auch, 45.000 Euro vom Konto des Prinzen abzuräumen. Das Paar erstattete Anzeige, Christian E. reagiert mit einem Erpresserbrief: "Wir wissen, dass Sie Drogen nehmen und damit handeln," stand darin. Für 30.000 Euro werde man von einer Anzeige absehen.

Das Paar informierte die Polizei, bei der fingierten Geldübergabe wurde Christian E. geschnappt. Bei seiner Vernehmung behauptete er, im Haus des Paares 500 Gramm Kokain gesehen zu haben. Als die Polizei eine Durchsuchung vornahm, fand sie aber nur 21 Gramm.

Die Anwälte der Angeklagten zweifeln massiv an der Glaubwürdigkeit des vielfach vorbestraften Zeugen, der sich ihrer Ansicht nach nur Vorteile für sein eigenes Verfahren erkaufen wollte. Das Amtsgericht hat Christian E. wegen Erpressung bereits zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt. Er kommt am Mittwoch als Zeuge.

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