Königsplatz:Geschäft statt Solidarität

Eigentlich gibt es die Tickets gratis für das große Flüchtlings-Konzert am Sonntag. Doch prompt tauchen die Karten bei Ebay auf. Die Veranstalter können das kaum verhindern, aber immerhin: Manch einer will kein Geld, sondern nur anbandeln

Von Sebastian Krass und Kassian Stroh

Der Anbieter fasst sich kurz. "Hallo habe Karten abzugeben Bis dann", schreibt er auf einer Online-Börse - und er schreibt einen Preis dazu: 20 Euro. Die Summe verlangt er für eines der Gratis-Tickets, die seit Dienstag für das Solidaritätskonzert "Wir. Stimmen für geflüchtete Menschen" auf dem Königsplatz ausgegeben werden. Es war zu erwarten, dass bei einem Konzert, das so viel Interesse weckt, auch ein Schwarzmarkt entsteht.

Till Hofmann, der mit der Band Sportfreunde Stiller das Open-Air organisiert und unter anderem Herbert Grönemeyer und Wanda für einen Auftritt gewonnen hat, findet solche Angebote gar nicht komisch. Er bedenkt diejenigen, die nun Tickets verkaufen wollen, mit nicht zitierfähigen Ausdrücken. "Verhindern kann man das nicht", sagt Hofmann, doch er will dem Geschäft zumindest ein bisschen den Boden entziehen.

Am Dienstagabend bereits sind die ersten Angebote im Netz. "Wir haben probiert, dagegen vorzugehen", berichtet Hofmann. Einen der Anbieter zum Beispiel habe man direkt kontaktiert, er habe daraufhin seine Annonce zurückgezogen. Auch habe man Ebay gebeten, solche Einträge zu löschen - offenbar mit Erfolg. Denn am Mittwochnachmittag finden sich auf der Kleinanzeigen-Seite keine Ticketangebote mehr. Erfolg erhofft sich Hofmann auch von einem zweiten Weg: Bis zum Wochenende wollen die Organisatoren noch einige Karten freigeben. "Jeden Tag ein bisschen, um das zu entschärfen", wie Hofmann sagt. Wann und wo diese Karten zu bekommen sind, das erfahren Interessenten kurzfristig auf der Facebook-Seite des Konzerts; die ersten gab es bereits am Mittwochnachmittag. Deshalb glaube er, dass der Schwarzmarkthandel "nicht aus dem Ruder laufen" werde, sagt Hofmann.

Insgesamt passen auf den Königsplatz, wo am Mittwoch die Aufbauarbeiten begonnen haben, knapp 24 000 Menschen. 12 000 Tickets wurden am Dienstag über München-Ticket ausgegeben, sie waren binnen einer Stunde alle weg. Der Rest wird von den Organisatoren an Flüchtlinge und Hilfsorganisationen vergeben. Bei dem Konzert, das um 17 Uhr beginnt, treten auch Fettes Brot, Judith Holofernes, The Notwist, Fiva und weitere Künstler auf.

Doch nicht hinter jedem Ticketangebot im Netz stecken Geschäftemacher. Nutzer "Single" etwa würde eine Karte verschenken an eine "Sie zwischen 18 und 27, die mit mir dorthin möchte". Er selbst beschreibt sich so: "Bin 29, Deutscher bzw. Bayer und Single! Normale Figur, blond/braune Haare, blaue Augen." Interessentinnen mögen sich bitte mit Foto bewerben.

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