Kochwettbewerb:Die Scharfmacher

Kochwettbewerb: Ein Chili-Gericht muss nicht immer nur ein Genuss sein. Hier wird schon mal gewarnt.

Ein Chili-Gericht muss nicht immer nur ein Genuss sein. Hier wird schon mal gewarnt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer kocht das beste Chili der Stadt? Seit 17 Jahren wird das bei einem "Cookoff" von einer Jury entschieden. Manche Gerichte sind ein Genuss, andere eher eine Bestrafung.

Von Claudia Doyle

Ob er Rabatt bekommen könne, fragt ein älterer Herr am Einlass des Biergartens. Eine überdimensionierte Fliege in US-Farben ziert seinen Hals, sein T-Shirt bewirbt die Präsidentenwahl. Einen Rabatt, weil er doch extra einen Cowboyhut trage. Die Einlass-Dame winkt ab. "Das geht leider nicht, schauen Sie sich doch um, wie viel Rabatt ich da heute hätte geben müssen." Selbst der Chef der Veranstaltung trägt Cowboyhut. Willkommen beim 17. "Chili Cookoff" in München, dem Wettbewerb um das beste Chili der Stadt.

Drei junge Männer spielen Country- Musik im Biergarten des Restaurants Zar in Ramersdorf. Die meist englischsprachigen Gäste warten hungrig darauf, dass die Jury endlich eine Entscheidung fällt und sie sich den Bauch vollschlagen können. Außerdem wollen die zumeist männlichen Köche wissen: Habe ich gewonnen? Etwa 60 Chili-Fans haben sich am vergangenen Samstag im Biergarten versammelt, 14 von ihnen haben ein eigenes Chili mitgebracht.

Organisator Richard Sargent ist zufrieden. Der Engländer ist seit neun Jahren für das Kräftemessen am Kochtopf verantwortlich. Die Einnahmen werden gespendet. Sargents Frau ist Ärztin, also spendet er an die Klinikclowns. "Einmal hatten wir auch einen Klinikclown in der Jury, aber der kam leider nicht wieder, dem war das zu scharf", berichtet Sargent und lacht.

Jury mit Löffel und Joghurt-Drink

Nicht jeder ist den Kreationen der Scharfmacher gewachsen. Manche behaupten gar, es bestehe ein Zusammenhang zwischen der Liebe zum Chili und dem Charakter. Wer kühn und abenteuerlustig sei, der könne auch scharfem Essen mehr abgewinnen, so die These. Ob sich deshalb fast nur Männer für Chili-Wettbewerbe begeistern? Sargent weiß es nicht. Aber um das Event familienfreundlicher zu machen, hat er einen zweiten Wettbewerb eingeführt, den Kampf um die leckersten Kekse. Den tragen jetzt vor allem die Frauen und Kinder unter sich aus.

Außer in Brian Hoosers Familie. Der gebürtige Texaner ist schon seit Jahren ein Chili-Wettkämpfer und konnte seine Frau und seinen zehnjährigen Sohn mit seiner Leidenschaft anstecken. Zu dritt standen sie in der Küche und kochten drei verschiedene Chilis. Die stehen jetzt gemeinsam mit allen anderen Töpfen vor der Jury. Deren Mitglieder sind gut vorbereitet: In der rechten Hand halten sie einen Löffel, in der linken einen Joghurt-Drink. Nacheinander lüften sie die Deckel von den Töpfen, schnuppern, rühren, verkosten. Bewertet werden Geruch, Geschmack und Konsistenz. Die Schärfe am Anfang und die Schärfe im Abgang. Wie lange brennt die Kehle noch, nachdem man schon geschluckt hat?

Der wichtigste Preis geht an eine Frau

Die Brüder Justin und Stephen Dell sorgen dafür, dass es besonders lange brennt. Seit drei Jahren reichen sie ihre Kreation in der Kategorie "Schärfstes Chili" ein, und seit drei Jahren haben sie diesen Preis abgeräumt. Ihr Geheimnis? 20 unterschiedliche frische Chilis und tütenweise getrocknetes Chilipulver. Würden Sie dieses Gericht auch zu Hause kochen? "Nein, auf keinen Fall", meint Stephen. "Außer es kommt jemand zu Besuch, den ich wirklich nicht leiden kann." "Sein Schwager zum Beispiel", ergänzt seine Begleitung lachend. Ihr Chili, das räumen die beiden Brüder ein, ist eigentlich kein Essen, sondern eine Bestrafung.

Am Ende kürt die Jury das Chili von Brian Hooser zum Sieger. Er strahlt und reckt den Pokal in die Höhe. Für ihn ist es schon der zweite Sieg, bereits im vergangenen Jahr hat er, damals mit anderem Rezept, die Jury überzeugt. Den wichtigsten Preis gewinnt aber doch eine Frau. Jennifer Janesko, gebürtig aus Missouri in den USA. Ihr Chili wurde zwar nicht von der Jury, aber dafür von allen teilnehmenden Köchen zum Sieger gewählt. Für Janesko ist es die erste Teilnahme, vergangenes Jahr war sie nur als Besucherin dabei. "Da hab ich gesehen, was meine Konkurrenz ist und wusste: Die kannst du schlagen!"

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