Süddeutsche Zeitung

Kneipe "Neukölln":Berliner Luft im Herzen Schwabings

Stadtteilkneipe und Künstlertreff: Wolfgang Ettlich hat seine neue Kneipe "Neukölln" in der Clemensstraße aufgemacht. Für ihn ist das gleich in mehrfacher Hinsicht eine Art Heimkehr.

Von Franz Kotteder

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da die Bar mittlerweile geschlossen ist.

"In Neukölln hat mit uns alles angefangen", sagt Wolfgang Ettlich, "und in Neukölln hört's wieder auf. Ich finde, das ergibt doch einen schönen Kreis." Nicht, dass Ettlich, auf gut Berlinerisch auch einfach "Wolle" genannt, schon aufhören will, im Gegenteil. Schließlich hat er gerade angefangen mit seiner Kneipe Neukölln in der Clemensstraße 82.

Früher war das eine typische Münchner Boazn mit dem nicht ganz so typischen Namen "Message". Wolle Ettlich, Dokumentarfilmer und Kulturkneipier seit bald 50 Jahren, hat jetzt eine Berliner Stadtteilkneipe namens Neukölln daraus gemacht, als Hommage an seine Herkunft und an die seiner Kumpels, mit denen er 1968 aus Berlin nach München gekommen ist. Und das Tollste daran: Er musste gar nicht viel verändern.

Vor kurzem hat Wolfgang Ettlich seine Kleinkunstbühne Heppel & Ettlich in jüngere Hände gegeben, da lockte schon eine neue Aufgabe. Die Brauerei Maierbräu erinnerte sich nämlich an seine Bemerkung vor ein paar Jahren, dass er vielleicht doch wieder mal eine Kneipe machen wolle, und bot ihm prompt eine an. Eine Versuchung, der er auch mit 71 Jahren nicht widerstehen mochte. Schließlich hat er in der Clemensstraße einst mit dem Jennerwein als Kneipier angefangen, bevor er zusammen mit Henry "Henny" Heppel dann in der Kaiserstraße die Kleinkunstkneipe mit Bühne namens Heppel & Ettlich aufmachte und mehrere Jahrzehnte lang (einschließlich Umzug) betrieb - neben seinem Hauptjob als Dokumentarfilmer.

Nun also in mehrfacher Hinsicht eine Art Heimkehr, in die Clemensstraße und nach Neukölln. Das Hinterzimmer, vorher gelb von Jahrzehnten des Nikotinmissbrauchs, wurde runderneuert und erstrahlt jetzt wieder in hellem Weiß, die Nut-und-Feder-Holzverkleidung an den Wänden im Vorderraum bekam ebenfalls einen neuen Anstrich, ohne den ganz eigenen Reiz ihrer nonchalanten Schäbigkeit einbüßen zu müssen.

Die Karte ist übersichtlich, das Helle kostet 3,50 Euro die Halbe, Weißbier 3,80 Euro, das Pils (0,3 Liter) ebenso wie das Kellerbier drei Euro. Der Rote ist entweder ein Merlot oder ein Rioja (0,2 Liter für 5,20 Euro), der Weiße ein Grau- oder Weißburgunder für jeweils fünf Euro. Schnäpse - zum Beispiel "Berliner Luft", drei Euro - und vier Cocktail gibt's auch: Sprizz Aperol, Cuba Libre, Gin Tonic oder Wodka Mate kosten 5,50 bis 6,50 Euro. Sehr berlinerisch sind auch die Speisen: Bulette mit Stulle kostet 4,50 Euro, Schmalz- oder Käsebrot drei Euro, die Currywurst ist derzeit noch in Planung.

Auch am Stammpublikum wird noch gearbeitet. Die Nachbarschaft ist schon da und beschnuppert sich noch mit ehemaligen Heppel & Ettlich-Gästen. An warmen Herbstabenden sind die Plätze auf den Ikea-Gartenbänken vor dem Lokal sehr gefragt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4166097
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.10.2018/vewo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.