Kneipe Gärtnerplatzviertel "Netzer":Ein Freund, ein guter Freund

Das Netzer ist der gute Kumpel: entspannt, unverkrampft, feuchtfröhlich. Auf jeden Fall für jeden Spaß zu haben. Bekanntschaften zu schließen, ist nirgendwo so einfach, wie in der kultigen Eckkneipe.

Lisa Meyer

Dieser Text ist leider veraltet, die Kneipe gibt es inzwischen nicht mehr.

Kneipe 'Netzer&Overath' in München, 2004

Kicker, Rock und Bier - das Rezept des Netzer ist so einfach wie erfolgreich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dreitagebart, klein und durchtrainiert. Eine dunkelbraune Lederjacke, abgewetzt an den Ellenbogen. Ein verschmitztes Lausbubengrinsen, in der Hand ein Helles, zum Prosten erhoben. So würde das Netzer aussehen, wäre es ein Kerl. Erst lässiges Kopfnicken und Kniewackeln zu Metallica, später die Arme um die Schultern der Freunde gelegt, lautstark grölend. So würde das Netzer feiern, würde man ihm beim Weggehen über den Weg laufen.

Das Netzer in der Baaderstraße ist der gute Kumpel: entspannt, unverkrampft, feuchtfröhlich. Auf jeden Fall für jeden Spaß zu haben. Mit ihm erlebt man legendäre Abende, mit ihm trifft man die lockersten Typen. Das Netzer ist extrovertiert und kontaktfreudig, trinkfest und ein Fan gepflegter Rockmusik. Äußerlich unscheinbar, hat es das Netzer doch faustdick hinter den Ohren.

Geht man in die Eckkneipe, fühlt man sich auch als Neuling gleich aufgehoben unter Gleichgesinnten. Die Atmosphäre im Netzer ist wie die einer WG-Party mit Freunden und Bekannten. Das liegt nicht wie in anderen Clubs oder Kneipen an einem immer gleichen Stammpublikum. Auch wenn man die anderen Gäste noch nie zuvor gesehen hat, tut das der Stimmung keinen Abbruch - jeder ist hier willkommen. Entziehen kann sich keiner, schon alleine wegen der Größe des gedrängt vollen Raumes, die es nicht zulässt, sich abzusondern.

Von der Wand des fensterlosen Raumes grinst ein junger Günther Netzer auf die feiernde Menge, die ebenfalls jung oder zumindest jung geblieben ist. Dem einstigen Fußballidol ist mit dem Netzer ein lebhaftes Denkmal gesetzt. Das orange-rote Licht, die "sportliche" Dekoration und einfache Ausstattung schaffen ein Wohnzimmerflair, das an die Junggesellenbude eines Studenten erinnert. Nur wenige kennen sich, doch dauert es nie lange, bis aus Einzelgruppen eine große Gemeinde wird.

Körperkontakt garantiert

Ausgehen während der Fußball-WM 2006

Körperkontakt ist im Netzer unumgänglich. Dicht gedrängt feiern die Besucher auf engstem Raum.

(Foto: Stephan Rumpf)

Aus den Boxen dröhnen Rock- oder Indiehits; der Dreiklang Kicker, Bier und Rock'n'Roll sorgt für verlässlich gute Stimmung an jedem Wochenende. Das Publikum könnte entspannter kaum sein. Mit Jeans, Shirt und Sneakers kann man kleidungstechnisch nie daneben liegen.

Prinzipiell ist allerdings wenig Bekleidung ratsam. Die Jacken werden nicht lange an den Garderobenhaken hängen, sondern schnell mit dem Boden Bekanntschaft schließen. Bei den eng aneinander gepressten Leuten wird es schnell heiß, wer sich dazu noch vom Rocksound mitreißen lässt, kann schnell ins Schwitzen kommen.

Die Schuhe sehen nach einem Abend im Netzer aus, als wäre man durch das Moor der russischen Taiga gewatet. Wer nur optisch überzeugen will, tut sich also schwer im Netzer. Gefragt sind andere Qualitäten: Kontaktfreude, Biergeschmack (Helles für 2,90 €) und ein lautes Stimmorgan. Klassiker singt jeder mit, der DJ spielt auf Wunsch auch gerne mal den Lieblingssong.

Beim Anbandeln ist im Netzer vieles möglich. Ab Mitternacht ist Körperkontakt unumgänglich. Bekanntschaften schließen sich fast automatisch: Wenn man sich auf dem Weg zum Klo durch die Menge schiebt und an dem hübschen Studenten im Ringelpulli hängen bleibt oder wenn man der süßen Blonden aus Versehen Bier vor die Schuhe kippt, weil man wieder einmal angerempelt oder überschwänglich umarmt wurde.

Feierwütige Handballer, die sich zu den Ärzten die Shirts vom Leibe reißen und sich mit nackten Oberkörpern in den Armen liegen, feiern hier neben bebrillten Lehramtsstudentinnen, die bei "Dance with somebody" von Mando Diao mit sehnsüchtigem Blick in Erinnerungen an das letzte Festival schwelgen.

Die kultige Kneipe ist der Ort für legendäre Abende, für Anekdoten, die man sich noch Jahre später erzählt. Ein Ort, an dem Freundschaften zelebriert werden und einem die nächste Liebe auf die Füße tritt.

Netzer, Baaderstr. 33, geöffnet Do von 20 bis 3 Uhr und Fr/Sa von 20 - 4 Uhr. Telefon: 089 - 20 23 28 40. www.netzer-overath.de

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