Kneipe Altstadt "Rockbox Bar":Geheimnisvolle Verwandlung

Nur wenige Münchner kennen die Rockbox Bar. Dabei hat die kleine Bar, was vielen Kneipen fehlt: urbane Lässigkeit.

Angela Gruber

Dieser Text gibt den Stand von 2009 wieder, die Bar existiert inzwischen nicht mehr.

Kneipe Altstadt "Rockbox Bar": Die Rockbox Bar ist individuell gestaltet - das trifft sogar auf die Toilette zu.

Die Rockbox Bar ist individuell gestaltet - das trifft sogar auf die Toilette zu.

(Foto: Foto: Gruber)

Mit der Rockbox Bar verhält es sich ein bisschen so wie mit der Winkelgasse aus den "Harry-Potter"-Büchern: Die Winkelgasse, eine Einkaufsmeile für Magier, ist gut verborgen und nur denen zugänglich, die sie bereits kennen. Zugang erhält man über ein Pub, das so unauffällig ist, dass die normalen Menschen, die Muggels, es nicht bemerken.

Nun braucht man zwar keinen Zauberstab, um in die Rockbox Bar zu gelangen, dennoch ist die kleine Kneipe vielen Münchner völlig unbekannt. Sie liegt nur unweit des Marienplatzes und damit eigentlich prominent in der Stadtmitte. Dennoch verirrt die breite Masse sich nicht in die kleinere Seitenstraße. Auch im Internet, in dem ausgehfreudige Münchner sich über fast jede Location der Stadt schlau machen können, hält sich die Rockbox Bar bedeckt. Es gibt zwar eine Myspace-Seite und eine Homepage, sie verraten aber nur wenig darüber, was es mit der Bar auf sich hat. Die dort angegebene Adresse, Im Tal 15, führt zusätzlich in die Irre. Das Haus, in dem die Rockbox liegt, gehört noch zu dieser Adresse, der tatsächliche Eingang zur Rockbox ist aber in der Hochbrückenstraße. Erschwerend kommt hinzu, dass die Rockbox Bar die Hälfte des Tages überhaupt nicht existiert.

Jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr vollzieht sich in einem kleinen, unabhängigen Klamottenladen, der auch Rockbox heißt, eine kleine Metamorphose: Die Verkaufsfläche wird geräumt, die aktuelle Kollektion sicher verstaut - und eine Bar entsteht. Die Rockbox Bar. T-Shirts an den Wänden erinnern als Überbleibsel noch an die Verwendung der Räumlichkeiten zur Tageszeit.

Der Name Rockbox verweist zum einen auf die bevorzugt gespielte Musikrichtung, zum anderen auf die Größe der Bar: Die Kneipe ist ungefähr genauso breit wie hoch und bietet nur wenigen Besuchern Platz. Diese können sich an der Bar niederlassen oder an einem der vier Tischchen. Das schöne: Obwohl die Rockbox Bar erst im Mai 2009 eröffnet wurde, hat man als Besucher den Eindruck, in einer alternativen Kneipe zu sitzen, die sich schon seit vielen Jahren gegen den Trend stemmt, der in München eindeutig zu mehr von Innenarchitekten durchgestylten, schickeren Läden geht.

In den roten Lack der Bar sind unzählige Sprüche und Zeichnungen eingeritzt, ebenso in die Tische. Die schummrige Beleuchtung liefern Lampen, die so aussehen als gehörten sie eigentlich in ein Bergwerk. Die Stühle sind mit bunten Zeitschriften-Ausschnitten beklebt. Ein weiteres Highlight sind die Toiletten: Wer über die kleine, verschlungene und knarzende Treppe die WCs im Untergeschoss betritt, muss erst einmal nach dem Türgriff suchen, denn der Raum ist komplett mit unzähligen Motive in schwarz-weiß tapeziert - zumindest bei den Damen. Das Leitthema für die Männer-Toilette sind Comics. Zahllosen Seiten aus den entsprechenden Heften bedecken die Wände fast völlig.

Cocktail des Hauses: "Scheintod in der Rockbox" Dieser Stil der Rockbox zieht vor allem ein junges Publikum um die 20 an, darunter auch viele Studenten.Die Preise sind für Münchner Verhältnisse normal. Das Bier kostet drei Euro, für einen Cuba Libre zahlt man sieben. Doch Vorsicht: Je nach Laune des Barmanns kann die Mischung so stark ausfallen, dass der Inhalt des Glases fast durchsichtig scheint. Mutige können den "Scheintod in der Rockbox" bestellen, einen Cocktail des Hauses. Der Preis, so steht es in der Karte, ist Verhandlungssache.

Regelmäßig bespielen junge DJs die Rockbox. Indie-Herzen etwa schlagen höher, wenn die "Haties" die kleine DJ-Empore der Bar erklimmen: Das sind zwei Studenten, die keine professionellen DJs sind, sondern einfach die Musik spielen, die sie selbst gerne beim Ausgehen hören würden, aber in der elektro-lastigen Münchner Musikszene oft vermissen. Eine kleine Demokratisierung des DJ-Pults sozusagen.

Rockbox Bar. Im Tal 15, Eingang Hochbrückenstraße, montags bis mittwochs geöffnet von 13 bis 1 Uhr, donnerstags bis samstags von 13 bis 3 Uhr und am Sonntag von 19 bis 23 Uhr. www.rockboxbar.de.

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