Kneipe Altstadt "Platzhirsch":Der Hirsch röhrt wieder

Dieses Lokal existiert nicht mehr. Mehr Informationen zu Kneipen in München finden Sie hier.

Astrid Becker

Der Mann mit dem Käppi, dem karierten Hemd, den Hosenträgern und der braunen Jeans sieht aus, als wäre er einem Roadmovie entsprungen, der irgendwo in der unendlichen Weite Amerikas spielt und in den Sechzigern gedreht wurde. Direkt von dort scheint Christoph Schlundt im 21. Jahrhundert gelandet zu sein - mitten im Zentrum der Stadt. Und deshalb verwundert es auch nicht, dass den 46-Jährigen unter diesem Namen hier kaum jemand kennt.

Kneipe Altstadt "Platzhirsch": Ein Wirt namens Tchisi: Christoph Schlundt.

Ein Wirt namens Tchisi: Christoph Schlundt.

(Foto: Robert Haas)

Sagt man hingegen "Tchisi" zu ihm, dann horchen die Menschen auf, zumindest diejenigen, die ein Herz für gute Kneipen haben. Denn er ist der Wirt des Platzhirsch - wieder.

Im Mai hatte er seine einstige Wirkungsstätte im früheren Café Rosental verlassen müssen und schien seither wie vom Erdboden verschluckt. Und plötzlich ist Tchisi wieder da - und mit ihm sein Platzhirsch. Mitten am Oberanger. Samt der grünen Stühle, der Kristall-Lüster und einem Bild mit röhrendem Hirsch an der Wand. Künftig auch mit Kamin.

Doch es wird noch ein wenig dauern, bis die Gäste hier in züngelnde Flammen blicken können: "Da wird noch dran gearbeitet", erzählt Tchisi. Auch das Hirschgeweih, dass er von einem Freund geschenkt bekommen hat, ist noch nicht platziert - aber alles auf einmal, das gehe halt nicht, sagt der Wirt.

Dass Tchisi sich nun am Oberanger niedergelassen hat, beruht auf einem spontanen Entschluss. Eigentlich wollte der Mann, der einst als Jurist und späterer Mitbetreiber des Funky Kitchen seinen Lebensunterhalt bestritt, sein Lokal in Giesing wiedereröffnen, doch das zerschlug sich im letzten Moment: "Dann hat mich meine Maklerin noch mal angerufen, und ich habe genau eine Stunde überlegt und dann zugesagt."

Das war Ende Oktober, 20 Tage später hat er den neuen "Platzhirsch" eröffnet - was sich unter Stammgästen bereits herumgesprochen hat. Die einen kommen zu Kaffee, Brioche und Tarte, die anderen auf einen Gin Tonic und Schinken-Käse-Toast oder gar auf ein Schiwasser aus Zitronensaft, Grenadine und Soda - das wohl beliebteste Getränk hier.

Was den Platzhirsch seit jeher ausmacht: Hier kann sich jeder zu Hause fühlen, ob jung, ob alt, ob chic oder leger. So solle es bleiben. Sagt Tchisi - und klingt dabei ziemlich glaubwürdig.

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