Knapper Wohnraum:BMW baut Hotel für Mitarbeiter

Knapper Wohnraum: Die Real Estate GmbH entwickelt für BMW ein Hotel in München-Moosach.

Die Real Estate GmbH entwickelt für BMW ein Hotel in München-Moosach.

Wohnraum in München ist knapp. Nun geht der Autokonzern BMW neue Wege, um seine Beschäftigten unterzubringen - und eröffnet 2015 in Moosach ein eigenes Hotel mit 270 Zimmern.

Von Katja Riedel

Es ist ein weißer Quader, drei Stockwerke hoch. Die Projektion, die die Architekten von dem neuen Gebäude zeigen, sieht unspektakulär aus. Das Haus soll im Münchner Norden entstehen, an der Hanauer Straße in Moosach. Doch sein Zweck ist durchaus bemerkenswert: BMW wird dort 2015 ein Hotel eröffnen - nicht um ein neues Geschäftsfeld zu erschließen, sondern um dort Unterkünfte für Mitarbeiter zu schaffen.

Zum Beispiel für sogenannte Expats, die aus dem Ausland kommen und eine Zeitlang in München arbeiten , oder für Deutsche, die aus anderen Standorten in die Zentrale zurückkehren. Aber auch für Auszubildende, die im teuren München schwer eine Bleibe finden, erklärt Jochen Frey, Personalsprecher von BMW. "Es geht darum, für begrenzte Zeit schnell eine Unterkunft zu bekommen."

Etwa 270 Zimmer soll das Hotel haben, nicht luxuriös soll es eingerichtet sein, sondern funktional. Zur Arbeit können die Mitarbeiter zu Fuß gehen, Verwaltung, Entwicklung und Produktion sind gleich in der Nachbarschaft. Bisher hatte BMW im Münchner Norden schon einige Wohnheime betrieben - deren Standard gilt aber als veraltet. Ein Teil von ihnen soll durch die Appartements des Hotels ersetzt werden.

Bauen wird das Hotel der Konzern Strabag Real Estate, BMW pachtet es dauerhaft. Strabag-Geschäftsführer Thomas Hohwieler sieht in Projekten wie diesem Perspektiven: "Im wirtschaftlichen Unternehmensalltag ist die Suche nach qualifizierten Fachkräften heute wichtiger denn je. Da spielen auch Punkte wie die attraktive und unkomplizierte Unterbringung der Belegschaft eine Rolle", glaubt Hohwieler.

So sieht es auch der Münchner Strabag-Bereichsleiter Marcus Müller. Auch andere Unternehmen hätten ihm bereits signalisiert, an ähnlichen Projekten interessiert zu sein. Auch, um nicht mehr auf dem Wohnungsmarkt um teure Appartements konkurrieren zu müssen. Es gebe Vorgespräche, aber noch kein konkretes Projekt.

Wohnturm auf LMU-Forschungscampus geplant

Tatsächlich ändern sich die Arbeitsbedingungen - gerade in großen Konzernen mit weltweit verstreuten Standorten und Projekten. Sie verlangen von ihren Mitarbeitern Mobilität, die internationale Vernetzung stellt auch die Konzerne vor neue Herausforderungen: Mitarbeiter, die nur zeitweise in München arbeiten, brauchen vorübergehend eine Bleibe, aber auch Hochqualifizierte, die neu in die Stadt kommen. Hiervon profitieren bislang Unternehmen, die sich auf solch temporäre Unterkünfte spezialisiert haben.

Einer dieser Anbieter, die Münchner Firma Amira Zeitwohnen, wirbt im Internet damit, auch über Monate Wohnraum zu vermieten, auch an ganze Familien. Zu den Referenzen zählt das Unternehmen etwa die ProSiebenSat1 Media AG, die Max Planck Gesellschaft, Universitäten und Kliniken. Sie alle wollen Hochqualifizierten etwas zu bieten. Das wollen auch die Münchner Stadtwerke, sie gehen aber sogar einen Schritt weiter und schaffen Werkswohnungen. Am Georg-Brauchle-Ring werden 500 Wohnungen entstehen. "Diese helfen uns bei der Personalgewinnung", begründete Verkehrschef Herbert König das Projekt. Sie sollen Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden. 70 Millionen Euro lassen sich die SWM das kosten.

Ein Wohnturm für Spitzenforscher und Mitarbeiter von Hochtechnologiefirmen soll im Oktober auch auf dem Forschungscampus der Ludwig-Maximilians-Universität in Martinsried entstehen. Dort baut das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie Extravagantes: einen 27 Meter hohen, ellipsenförmigen Turm. Die 42 Zimmer sollen allen Firmen und Forschungsabteilungen zur Verfügung stehen. "Campus at home", wird der Turm heißen. Das Interieur hat der Chef selbst getestet - vom Deodorant bis zur Bettdecke soll es höchsten Ansprüchen genügen. Die Spitzenforscher sind es ihm wert.

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