Klassik:Pfingsten mit Schubert

Klassik: Nicht nur Schubert im Gepäck: Das "Goldmund Quartett" gehört zu den spannendsten jungen Streichquartett-Formationen weltweit.

Nicht nur Schubert im Gepäck: Das "Goldmund Quartett" gehört zu den spannendsten jungen Streichquartett-Formationen weltweit.

(Foto: Nikolai Lund)

Ein neues, hervorragend besetztes Kammermusikfestival im Fünf-Seen-Land widmet sich vor allem den großen Komponisten-Jubilaren. Was im Kloster Andechs geboten ist.

Von Klaus Kalchschmid

Ein bisschen verwirrend sind die verschiedenen Namen schon: "Jubiläums-Festival", "Festival der Sinnlichkeit", "Kammermusikfestival". Aber alle Bezeichnungen treffen zu auf das neue Klassikfestival im Fünf-Seen-Land, genauer im Florian-Stadl von Kloster Andechs. Es war schon zum ersten Mal für das vergangene Jahr geplant, nun findet es - Corona geschuldet - dieses Jahr zum ersten Mal statt. Getrost könnte man es 2022 auch Schubertiade nennen, wäre dieser Titel nicht schon für Schwarzenberg und Hohenems vergeben, denn Franz Schubert, dessen 225. Geburtstag man dieses Jahr zu Pfingsten vom 3. bis 6. Juni in Andechs feiert (ebenso wie man des 125. Todestages von Brahms gedenkt) steht absolut im Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen am Pfingstwochenende.

Allein sechs Konzerte sind den großen Lied-Zyklen gewidmet und den selten aufgeführten mehrstimmigen Gesängen Schuberts; an einem Abend (Sonntag, 5. Juni, 19 Uhr) gibt es Lieder für Sopran mit Anna-Maria Palii, die für die erkrankte Lydia Teuscher einspringt. Und Juliane Banse übernimmt ihren Part am Montag, 6. Juni, 14 Uhr, mit Schuberts Lieder-Zyklus "Sehnsucht". Bei den Duetten, Terzetten und Quartetten sind hervorragende Mitglieder des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper mit dabei, so die Mezzosopranistin Yajie Zhang und der Bariton Theodore Platt. Der junge Tenor Patrick Grahl wird "Die schöne Müllerin" singen, bevor er mit diesem Zyklus bei der Schubertiade in Schwarzenberg gastiert; die Baritone Michael Nagy, oftmals an der Staatsoper zu erleben, und Ludwig Mittelhammer, Ensemblemitglied am Gärtnerplatztheater, widmen sich "Schwanengesang" und "Winterreise" zum Abschluss des Festivals am Pfingstmontag.

Klassik: Bei den Münchner Opernfestspielen singt Michael Nagy demnächst den Grafen in Richard Strauss' "Capriccio", nun singt er in Andechs.

Bei den Münchner Opernfestspielen singt Michael Nagy demnächst den Grafen in Richard Strauss' "Capriccio", nun singt er in Andechs.

(Foto: Gisela Schenker)

Samstag und Sonntag stehen dagegen ganz im Zeichen der Kammermusik. Armida Quartett und Goldmund Quartett, beide einst höchst erfolgreich in ihrem Fach beim ARD-Musikwettbewerb und heute an der Spitze der jungen Streichquartett-Formationen weltweit spielend, haben nicht nur Schubert (etwa "Der Tod und das Mädchen") im Gepäck. Sie widmen sich, jeweils zusammen mit einem Pianisten beziehungsweise einer Pianistin, auch Klavierquintetten von Brahms und César Franck.

Künstlerinnen aus Armenien, Georgien und Usbekistan

Erklärtermaßen will das Festival ein Zeichen setzen für einen Austausch der europäischen Kulturen und gegen den derzeit mancherorts praktizierten Ausschluss von Musik russischer Komponisten. So gibt es eine armenische Pianistin (Margarita Oganesjan) und eine aus Georgien (Nino Gevetadze), russische Komponisten im Programm (Alexander Skrjabin, Anton Arensky) und eine Komponistin aus der ehemaligen Sowjetrepublik Usbekistan: Aziza Sadikova, geboren in Taschkent. Sie hat ein Klaviertrio für das Festival geschrieben mit dem Titel "Echos von Liebe nach Schuberts 'Winterreise'". Es wird vom Henschel-Trio an einem Abend zusammen mit Trios von Brahms und Schubert uraufgeführt. Alle drei Violinsonaten von Brahms geben die Geigerin Rebekka Hartmann und Margarita Oganesjan am Flügel zum Besten.

Mit Daniel Heide und Gerold Huber konnten die Veranstalter zwei der renommiertesten Liedpianisten überhaupt gewinnen, ein wichtiger Garant dafür, dass Gesang und Klavier sich gegenseitig befruchten und inspirieren, damit am Ende nicht von "Liedbegleitung" die Rede ist, sondern von gleichberechtigter Partnerschaft.

Ein kleines Schmankerl am Rande: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Die Preise zwischen 19 und 39 Euro liegen gleichwohl generell weit unter denen vergleichbarer Veranstaltungen in München.

Festival der Sinnlichkeit, Fr., 3. bis Mo., 6. Juni, Kloster Andechs, Infos und Kartenbestellungen per Mail (Abholung der Karten an der Abendkasse) unter www.jubilaeumsfestival.de oder via Telefon 0171/8755237

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