Klinikum rechts der Isar:Spaenle muss endlich eingreifen

Kultusminister Ludwig Spaenle

Aufsichtsratschef des Klinikums rechts der Isar: Ludwig Spaenle.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Erst Manipulationen bei Lebertransplantationen, jetzt auch noch fehlerhafte OP-Berichte: Das Klinikum rechts der Isar steckt tief in einer Vertrauenskrise. Und der Aufsichtsratschef duckt sich weg. Es ist höchste Zeit, dass Ludwig Spaenle seiner Verantwortung gerecht wird.

Kommentar von Sebastian Krass

Im Klinikum rechts der Isar gibt es einen Chefarzt, der sich offenbar in Berichten als Operateur ausgab, obwohl er zum Zeitpunkt des Eingriffs ganz woanders war, etwa auf einem Kongress in Berlin. Und es gibt Patienten, die Jahre später noch in dem Irrglauben leben, dieser Chefarzt habe sie operiert. Logisch, dass sich nun die Frage stellt: Will man in einem solchen Krankenhaus operiert werden? Es ist noch nicht absehbar, welcher Schaden dadurch dem Rechts der Isar und insbesondere der Chirurgie-Abteilung entsteht. Umso wichtiger wäre es, dass jemanden glaubhaft versucht, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen - und zwar möglichst schnell.

Vom Vorstand des Klinikums und seinem Vorsitzenden Reiner Gradinger ist dabei wenig zu erwarten. Ihm ist es seit 2012 nicht gelungen, die Manipulationen bei Lebertransplantationen befriedigend aufzuklären. Und die Untersuchung der fragwürdigen OP-Berichte begann im Frühjahr und dauert immer noch an. Der als Arzt hoch respektierte Gradinger ist diesen Großkrisen offenbar nicht gewachsen.

Wie Spaenle sich wegduckt

Umso wichtiger wäre es, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrats Initiative ergreift. Es ist Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle, der qua Gesetz über alle fünf bayerischen Unikliniken wacht. Doch Spaenle duckt sich weg. Hat er noch Vertrauen in den Chirurgiechef? Was ist mit dem Imageschaden für das Klinikum? Spaenles Antwort auf diese Fragen ist: Schweigen.

Der Minister wirkt angesichts der Fülle seiner Aufgaben überlastet. Entsprechende Fragen tut er mit Parolen über seinen angeblichen Rund-um-die-Uhr-Einsatz ab. Auf solche Beteuerungen können Patienten und Mitarbeiter des Rechts der Isar verzichten. Nicht verzichten können sie auf einen Aufsichtsratschef, der seine Verantwortung endlich ernst nimmt.

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