Klinikum rechts der Isar:Chefarzt soll wegen fehlerhafter OP-Berichte gehen

Klinikum rechts der Isar

Das Klinikum rechts der Isar soll Operationen falsch abgerechnet haben.

(Foto: Paul Knecht/dpa)
  • Der ehemalige Aufsichtsratschef des Klinikums rechts der Isar in München fordert den Chefarzt der Chirurgie auf, seinen Posten aufzugeben. Auslöser ist das Bekanntwerden von fehlerhaften OP-Berichten.
  • Der Mediziner steht in manchen OP-Berichten als Operateur, obwohl er gar nicht dabei war. Deshalb ist es auch zu überhöhten Abrechnungen gekommen.
  • Das Klinikum der Technischen Universität leidet bereits unter einem Imageschaden. In der Chirurgie sind die OP-Zahlen um zehn Prozent zurückgegangen.

Von Christina Berndt und Sebastian Krass

In der Affäre um fehlerhafte OP-Berichte am Klinikum rechts der Isar wächst der Druck auf den Chefarzt der Abteilung für Chirurgie. Der ehemalige Aufsichtsratschef des TU-Klinikums und heutige FDP-Stadtrat Wolfgang Heubisch fordert Professor Helmut F. zum Rückzug auf: "Es wäre richtig, wenn er das Klinikum verlässt, um weiteren Schaden vom Rechts der Isar abzuwenden."

Auch im Aufsichtsrat des Klinikums wächst der Unmut. In der nächsten Sitzung soll darüber beraten werden, wie es mit F. weitergeht, der auch mit strafrechtlichen Ermittlungen rechnen muss. Die Staatsanwaltschaft erklärt, man prüfe die Angelegenheit. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat angekündigt, schnellstmöglich Strafanzeige wegen Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug zu stellen.

Warum der Chefarzt so unter Druck steht

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Chirurgie-Chef in OP-Berichten als Operateur genannt wird, obwohl er bei den Eingriffen nicht dabei war. Deswegen wurden Operationen auch fälschlich als Chefarztbehandlungen abgerechnet. Das Klinikum hat erklärt, es werde Rückzahlungen an Patienten oder deren Krankenkassen geben. Über die Zahl und die Höhe könne man noch keine Angaben machen, da die Untersuchung noch laufe, erklärte eine Sprecherin am Montag. Aus Sicht des Klinikums ist die fehlerhafte Dokumentation "weder arbeits- noch strafrechtlich relevant". F. sagt, es sei ein bedauerlicher Fehler, dass er in Berichten fälschlich als Operateur genannt werde.

Welche Vorgeschichte die aktuelle Diskussion hat

Heubisch war in seiner Zeit als bayerischer Wissenschaftsminister von 2008 bis 2013 Aufsichtsratschef des Rechts der Isar. In dieser Zeit wurde auch der Skandal um Manipulationen bei Lebertransplantationen bekannt, in den die Chirurgie verwickelt war. Dem Abteilungsleiter F. wurde keine Beteiligung daran vorgeworfen. Doch kündigte das Klinikum ihm im Februar 2013 fristlos, weil er zu wenig für die Aufklärung getan habe.

F. klagte, gewann vor dem Arbeitsgericht und kehrte im Juli 2014 als Chefarzt zurück. "Ich dachte, im Klinikum kehrt wieder Ruhe ein", sagt Heubisch, der als Mitglied des Gesundheitsausschusses im Stadtrat die Medizinszene weiter aufmerksam verfolgt. "Jetzt werden die Patienten noch genauer überlegen, ob sie ins Rechts der Isar gehen." Im vergangenen Jahr waren die OP-Zahlen in der Chirurgie nach mehreren stabilen Jahren um zehn Prozent zurückgegangen.

Was noch untersucht werden soll

Ein Mitglied des Aufsichtsrats zweifelt, ob F. sich tatsächlich "nur ein paar Mal vertan hat" oder ob er nicht doch finanzielle Vorteile angestrebt habe. Die erhöhten Sätze für Chefarztbehandlungen streicht zunächst das Krankenhaus ein, dieses gibt einen Teil des Geldes an den Chefarzt weiter. "Die Kameraden tragen große Verantwortung. Da ist es gerechtfertigt, dass sie viel verdienen", sagt der Aufsichtsrat mit Blick auf Chefärzte allgemein. "Aber man fragt sich mal wieder, ob die alle nicht genug kriegen können."

Er verlangt eine "flächendeckende Aufklärung". Dazu gehöre, dass sämtliche OP-Berichte F.s seit seinem Dienstantritt im Rechts der Isar im Jahr 2007 untersucht werden. Bisher prüft das Klinikum nur die Jahre 2010 bis 2013.

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