Klinik der Universität München:Was nach dem Toaster kommt

Klinik der Universität München: Die Klinik mit dem hoch aufragenden Bettenhaus stammt aus den 1970er-Jahren und ist nicht mehr zeitgemäß.

Die Klinik mit dem hoch aufragenden Bettenhaus stammt aus den 1970er-Jahren und ist nicht mehr zeitgemäß.

(Foto: Robert Haas)
  • 40 Millionen Euro pro Jahr, und das über die nächsten 20 Jahre plant der Freistaat Bayern für Neubau und Sanierung des Klinikums Großhadern ein.
  • Das markante Bettenhaus, auch bekannt als "Toaster", und alle anderen in den Siebzigerjahren entstandenen Gebäude werden nach und nach abgerissen.
  • Der Beschluss des Kabinetts ist Teil eines "Masterplans", demzufolge der noch bestehende "Campus Innenstadt" in den nächsten Jahren auch großteils nach Großhadern zieht. In der Innenstadt soll eine so genannte Portalklinik verbleiben.

Von Stephan Handel

800 Millionen Euro werden in den kommenden 20 Jahren nach Großhadern fließen: Das bayerische Kabinett hat am Dienstag die von Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) vorgestellte "Neubaulösung" für das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) beschlossen. Das bedeutet: Das markante Bettenhaus des Klinikums und alle anderen, in den Siebzigerjahren gebauten Gebäude werden abgerissen.

Das 40 Jahre alte Klinikgebäude muss instandgesetzt werden. Wie das geschehen könnte, haben Gutachter vor gut einem Jahr ausgelotet und dabei drei Möglichkeiten geprüft: eine Sanierung im Bestand bei laufendem Krankenhaus-Betrieb, einen teilweisen Neubau mit Sanierung der verbleibenden Altbauten - und den kompletten Neubau. Diese letzte Variante hatte das Gutachten deutlich favorisiert, und der Ministerrat folgte nun dieser Empfehlung.

Wie die Bauarbeiten ablaufen sollen

Der Plan sieht vor, die Gebäude sukzessive neu zu bauen, in Betrieb zu nehmen und dann die alten abzureißen. Der gesamte Prozess soll mindestens 20 Jahre dauern, pro Jahr werden durchschnittlich 40 Millionen Euro verbaut. Der Anfang ist bereits gemacht: Das neue Operationszentrum, im Sommer in Betrieb genommen, firmiert nun als "Modul A" in einer Reihe von A bis F. "Modul B" wäre nach dieser Benennung das "Neue Hauner", der Neubau der Kinderklinik, der allerdings nicht in den Gebäudekomplex integriert werden soll, sondern als einzelnes Gebäude im sogenannten "Patientengarten" stehen wird - das ist die Grünfläche neben dem Weg von der U-Bahn zum Klinik-Haupteingang.

Für das "Neue Hauner" läuft momentan der Architektenwettbewerb, Baubeginn könnte im Jahr 2017 sein. Danach würde "Modul C" folgen, das soll ein Forschungsgebäude sein, im westlichen Teil des jetzigen Hauptgebäudes. Danach bewegt sich der Bau weiter nach Osten und soll nach den Worten von Minister Spaenle "in 20 bis 25 Jahren", also in den Jahren 2035 bis 2040 abgeschlossen sein. Der Abriss des Bettenhauses, im Volksmund auch "Toaster" genannt, und ein Neubau dort wären dann der letzte Bauabschnitt.

Klinik der Universität München: SZ-Grafik; Foto: Google Earth

SZ-Grafik; Foto: Google Earth

Welche Hoffnungen mit dem Neubau verbunden sind

Spaenle nannte den Beschluss des Kabinetts eine "zentrale Leitentscheidung": Es gelte, "flexible bauliche Strukturen zu schaffen, die es dem Klinikum ermöglichen, eine moderne patientenorientierte Zentrumsstruktur zu etablieren und auch in Zukunft neue Entwicklungen in der Medizin rasch umsetzen zu können. Wir haben heute eine langfristige Weichenstellung für Spitzenmedizin in Großhadern vorgenommen".

Als das Klinikum Großhadern in den Siebzigerjahren in Betrieb genommen wurde, galt es als eines der modernsten Krankenhäuser Europas. Mittlerweile jedoch hat sich die Medizin weiterentwickelt, und die Erwartungen der Patienten an einen Klinik-Aufenthalt haben sich gewandelt. Deshalb wird seit mehr als zehn Jahren über eine Sanierung des riesigen Bettenhauses diskutiert - und auch über die Frage, wie der Klinikbetrieb dabei möglichst wenig gestört wird. Minister Spaenle sagt: "Mit einer Neubaulösung werden die Belastungen für Patienten, Mitarbeiter und Studierende so gering wie möglich gehalten. Die Bauzeit für einen Neubau ist im Vergleich zu einer Sanierung deutlich kürzer."

Der Beschluss für den Neubau ist Teil eines "Masterplans" für das Klinikum der LMU. Er beinhaltet, dass der noch bestehende "Campus Innenstadt", das sogenannte Klinikviertel rund um die Nußbaumstraße, zu großen Teilen nach Großhadern zieht, die Haunersche Kinderklinik zum Beispiel, aber auch die Frauenklinik an der Maistraße. Die innerstädtische Versorgung soll eine neue Portalklinik an der Ecke Nußbaum-/Ziemssenstraße sicherstellen, mit deren Bau noch heuer begonnen werden soll. Patienten sollen dort untersucht werden, um sie dann, wenn nötig, in die Fachkliniken zu überwiesen.

Nach dem Kabinettsbeschluss sollen nun schnellstmöglich Planungen für den ersten Bauabschnitt in Großhadern begonnen werden - der eigentlich der zweite ist, denn am "Neuen Hauner" planen die Architekten ja bereits. Für das Gesamtkonzept soll es einen Realisierungswettbewerb geben, um wie das Wissenschaftsministerium mitteilt, "strukturell, medizinisch, aber auch städtebaulich und gestalterisch eine optimale Lösung zu finden". Nach den Worten von Staatssekretär Georg Eisenreich soll die Bettenzahl des Klinikums in Großhadern - etwa 1200 - auch in den neuen Gebäuden erhalten bleiben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sinkt, weil die Aufenthaltsdauer der Patienten immer kürzer wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: