Klimaschutz:Alles auf Grün

Klimaschutz: Nachhaltigkeit ist ein Kostentreiber? Carola von Peinen will diese Einstellung vieler Unternehmer ändern.

Nachhaltigkeit ist ein Kostentreiber? Carola von Peinen will diese Einstellung vieler Unternehmer ändern.

(Foto: Leonie Lorenz)

Neue Initiative will IHK auf mehr Nachhaltigkeit trimmen

Von Catherine Hoffmann

"Das Thema Nachhaltigkeit hat einen Lauf, der mich verblüfft", sagt ausgerechnet Sabine Braun, die vor mehr als 25 Jahren Akzente gegründet hat, ein Beratungsunternehmen für Firmen und Organisationen, denen Naturschutz und soziale Belange der Menschen wichtig sind. "Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein zwar gern gesehenes, aber nicht notwendiges unternehmerisches Ziel. Sie ist heute ein Geschäftsmodell", sagt Braun. "Die Skeptiker werden deutlich weniger."

Auch wenn sie weniger werden, es gibt sie noch zahlreich, die Skeptiker in der Unternehmerschaft, die Nachhaltigkeit vor allem als Bremsklotz und Kostentreiber sehen. Sie sind gut organisiert in den Interessenvertretungen der lokalen Wirtschaft. Dies zu ändern hat sich eine neue Initiative zum Ziel gesetzt. "Wir wollen, dass Nachhaltigkeit in der Industrie- und Handelskammer eine starke Stimme bekommt", sagt Carola von Peinen, Geschäftsführerin der Personalagentur Talents4Good. "Nachhaltig arbeitende Unternehmerinnen und Unternehmer sind in den klassischen Gremien der Wirtschaft oft nicht gut repräsentiert." Das soll sich nun ändern.

Noch bis zum 7. Mai können die Mitgliedsunternehmen der IHK für München und Oberbayern wählen, wer ihre Interessen in den kommenden fünf Jahren vertritt. Von Peinens Initiative vereint 13 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich in der IHK-Vollversammlung und den Regionalausschüssen für Nachhaltigkeit einsetzen wollen. Im Team sind unter anderen die Gründer von Recup, Fabian Eckert, und von Turtlebox, Oliver Mund, die auf Mehrweg statt Einweg setzen. Mit dabei sind auch die Gründerin der Sira Kinderbetreuung, Christina Ramgraber, und Amir Roughani, der 2002 Vispiron gegründet hat und mit datengetriebenen Geschäftsmodellen, grüner Mobilität und dezentraler Energieproduktion sein Geld verdient.

Roughani nimmt die IHK als "konservativ und wenig nach vorn gerichtet" wahr. "Es gibt viele, die nur den Status quo erhalten wollen", sagt der Unternehmer, dessen Beteiligungsgesellschaft schon einigen Gründungen zum Durchbruch verholfen hat. "Klimaschutz und soziale Gesichtspunkte des Arbeitslebens werden oft als Wettbewerbsnachteil gesehen", kritisiert Roughani, für den Nachhaltigkeit und Innovation kein Widerspruch sind, sondern zusammengehören.

Er möchte in der IHK für die nachhaltigen Unternehmen sprechen und sein Wissen einbringen, wenn es beispielsweise um E-Mobilität und erneuerbare Energien geht. Derzeit würden zwar E-Autos und die Ladeinfrastruktur gefördert, aber der Ausbau grüner Energien werde gebremst. "Die Gesetze und Rahmenbedingungen sind momentan so, dass keine Aufbruchstimmung entsteht", kritisiert Roughani. Er wünscht sich einen Kurswechsel und würde der IHK dazu gern ein "Update" verpassen.

Akzente-Geschäftsführerin Braun sieht die IHK nicht ganz so kritisch. "Die machen schon viel zum Thema Nachhaltigkeit." Aber auch sie findet, die Kammer könnte Nachhaltigkeit "stärker nach vorne bringen". Die großen Unternehmen hätten das Thema zwar erkannt und kooperierten oft mit Start-ups. Bei vielen mittelständischen Firmen sei Nachhaltigkeit aber noch nicht im Geschäftsmodell verankert. Hier sei die IHK mit Rat und Tat gefragt.

Einen progressiveren Kurs wünscht sich auch Maurice Attenberger von der Münchner GLS Gemeinschaftsbank. Er bewirbt sich für den Regionalausschuss, "dort müssen sich künftig mehr nachhaltig denkende Menschen versammeln", sagt er. "So wie wir bisher mit unseren Ressourcen wirtschaften, kann es nicht weitergehen. Da ist die Politik gefragt, aber auch die IHK, die für die Wirtschaft spricht." Also kandidiert Attenberger, "damit sich etwas ändert".

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