Süddeutsche Zeitung

Klaviergipfel:Dreigestirn des kreativen Klangexperiments

Die Pianistinnen Masako Ohta, Johanna Summer und Haruka Ebina spielen im Schwere Reiter faszinierende Programme zwischen Klassik, Jazz und Moderner Musik.

Von Oliver Hochkeppel

Nach dem Tanz kehrt auch die Musik wieder ins Schwere Reiter ein. Drei Pianistinnen hat Christiane Böhnke-Geisse, die Programmchefin des städtisch geförderten Spielorts zum Auftakt eingeladen. Alle drei sind Grenzgängerinnen zwischen den musikalischen Genres. Ganz besonders gilt das für Masako Ohta, die älteste von ihnen. Zur Fortsetzung ihres Klassik-Studiums kam sie 1985 nach Berlin, drei Jahre später zog sie nach München, wo sie seitdem das Musikleben auf vielfältigste Weise bereichert: Sie spielt alte wie neue klassische Musik, improvisiert aber auch, schreibt eigene Stücke, begleitet Tanz und Theater oder kombiniert Musikunterricht mit Kalligrafie und Tai-Chi. Im vergangenen Jahr bekam sie den Musikpreis der Stadt München. Im Schwere Reiter präsentiert sie ihre neue, bei Winter & Winter erschienene CD "My Japanese Heart", auf der sich die 60-Jährige ausschließlich mit der Musik ihres Geburtslandes befasst. Ins abgeschiedene Waldhaus Grandsberg im Bayerischen Wald zurückgezogen, bereitete sie Kompositionen von Komponisten aus vier Jahrhunderten zur Einspielung vor, von Kengyo Yatsuhashi über Toru Takemitsu bis zu Fumio Yasuda.

Klangschönheit und Intensität steht dabei im Vordergrund, wie bei Robert Schumann, der einst Ohtas Favorit war, als sie nach Deutschland kam. Was die Brücke zur nächsten Pianistin schlägt, der 25-jährigen, in Berlin lebenden und im Jazz beheimateten Johanna Summer. Nachdem sie vor zwei Jahren fulminant den Jungen Münchner Jazzpreis gewann, wurde sie vom Münchner Act-Label verpflichtet, und vor kurzem erschien dort ihr Solo-Album "Schumann Kaleidoskop", das sie nun im Schwere Reiter vorstellt - verbunden mit dem Stipendium, durch das sie derzeit in der Villa Waldberta wohnt, dem internationalen Künstlerhaus der Stadt München in Feldafing am Starnberger See. Jeweils zwei ganz unterschiedliche Stücke aus dem "Album für die Jugend" und den "Kinderszenen" spannt sie da zu grandiosen, immer überraschenden Improvisationsbögen zusammen.

Beschließen darf den Tastengipfel die junge japanische Pianistin Haruka Ebina. Sie studiert als Graduierte - ihren Bachelor und Master machte sie am Tokyo College of Music - seit 2016 an der Musikhochschule München, erst in der Meisterklasse Klavier bei Thomas, nun auch Neue Musik und Liedgestaltung. Die "Live Music Now"-Stipendiatin spielt unter dem Titel "Determination vs. Randomness" Kompositionen von Debussy, Ligeti, Stockhausen und Messiaen.

Masako Ohta, Do., 2. Juli; Johanna Summer, Fr., 3. Juli; Haruka Ebina, Sa., 4. Juli, jeweils 20.30 Uhr, Schwere Reiter, Dachauer Str. 114, www.schwerereiter.de

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Quelle:
SZ vom 02.07.2020
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