Klassik:Mit Herzenswärme gegen Widrigkeiten

Sir Simon Rattle

Von 2023 an Chefdirigent in München: Simon Rattle.

(Foto: Regina Schmeken)

Das BR-Symphonieorchester hat es seit dem Tod seines Chefdirigenten Mariss Jansons schwer mit seiner Planung, die Corona-Auflagen kommen noch hinzu. Trotzdem gibt es nun ein großes Konzert als Saisonabschluss.

Von Rita Argauer

Spontanität kann auch eine Bürde sein. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musste diese Erfahrung in der nun zu Ende gehenden Saison gleich zwei Mal machen. Zuerst starb der überaus prägende Chefdirigent Mariss Jansons im Dezember 2019, die laufende und die kommende Spielzeit wurden spontan umgeplant. Dann kam Corona und warf erneut alles über den Haufen. Dennoch spielt das Orchester jetzt ein schön besetztes Abschlusskonzert unter Simon Rattle. "Wenn Du so nett bist, erreichst Du nie etwas", soll Daniel Barenboim einmal zu ihm gesagt haben. Doch die Geschichte beweist das Gegenteil. Und Rattles Nettigkeit ist ganz wundervoll.

Mit herzlichen und liebevollen Dirigenten hat das Symphonieorchester des BR ohnehin die besten Erfahrungen gemacht. Auch Mariss Jansons gehörte nicht zum überheblich diktatorischen Dirigententyp, der in seiner Generation durchaus noch üblich war. Gerade wandelt sich das aber generell. Die junge Generation der Orchesterleiter schätzt die Meinung der Orchestermusiker und ist weit entfernt von der entrückten Fürstenhaftigkeit eines Karajan. Die Dirigentenfrage ist für das Symphonieorchester, das seit Jansons Tod ohne Chef ist, gerade essenziell. Aussagen darüber, wer der Nachfolger wird, gibt es noch nicht. Dennoch ist es natürlich ausgesprochen spannend zu beobachten, mit welchen Gastdirigenten sich das Orchester derzeit präsentiert. Daniel Harding zuletzt, der dem Orchester seit langer Zeit verbunden ist - auch kein Herrscher-Typ. Oder nun - zum Saisonabschluss - der gefeierte wie prominente Simon Rattle, der zuletzt von Kirill Petrenko als Chef der Berliner Philharmoniker abgelöst wurde und am Sonntag und Montag, 19. und 20. Juli, das Orchester bei seinem letzten Konzert vor der Sommerpause dirigiert.

Nur 100 Personen dürfen in ein Konzert, das etwa einstündige Programm wird vier Mal gespielt und im Radio sowie im Internet als Stream übertragen. Die Karten werden verlost. Diesen Widrigkeiten wird aber im Programm viel Herzenswärme und Musikfreude entgegengesetzt.

Man eröffnet mit der Ouvertüre aus Mozarts "Figaro". Nachfolgend singt Simon Rattles Ehefrau, die Mezzosopranistin Magdalena Kožená, Mahlers Rückert-Lieder, gefolgt von Paul Dukas' "Fanfare pour précéder La Péri" und Maurice Ravels Ballettmusik "Ma mère l'oie". Danach ist es mit größer besetzten Orchester-Konzerten beim BRSO erst einmal wieder vorbei, bevor es im Herbst vielleicht wieder los geht. Wer das Orchester in Zukunft leiten wird, ist dabei ähnlich ungewiss wie die herbstlichen Corona-Auflagen bei Kulturveranstaltungen.

Symphonieorchester des BR, So., 19. und Mo., 20. Juli, je 17 und 20 Uhr, Herkulessaal, Residenzstr. 1, Kartenverlosung unter www.br-so.de, Liveübertragung auf BR-Klassik und unter www.br-klassik.de/concert

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