Klassik:Lust am Überschwang

Die Wiener Philharmoniker spielen im Gasteig Beethoven. Mit Andris Nelsons hat sich das Orchester einen Dirigenten auf der Höhe der Zeit ausgesucht.

Von Rita Argauer

Klassik: Andris Nelsons hat den Beethoven-Zyklus schon einmal 2014 aufgeführt, diesmal dirigiert er die Wiener Philharmoniker.

Andris Nelsons hat den Beethoven-Zyklus schon einmal 2014 aufgeführt, diesmal dirigiert er die Wiener Philharmoniker.

(Foto: Jens Gerber)

Wenn man Klassik in größter Tradition erleben will, ist man hier genau richtig. Zum Beethoven-Jahr spielen die Wiener Philharmoniker ein monografisches Programm: alle Beethoven-Symphonien als Zyklus in vier Konzerten. So wie Rudolf Buchbinder oder Daniel Barenboim schon vor Jahren immer wieder alle Beethoven-Sonaten auf dem Klavier gespielt haben. Historisch ergibt das großen Sinn: Die Symphonien sind fast komplett in Wien entstanden und eng mit diesem Orchester verknüpft.

Als Zuhörer aber muss man das mögen. Denn da gibt es im Konzert keine Kontraste der Epochen und keine kunstvoll kuratierten Programme, in denen Verbindungen zwischen Komponisten offen gelegt werden. Hier wird alles auf eine Karte gesetzt, chronologisch von den Symphonien Nummer eins bis neun. In der letzten unterstützt vom Chor des Bayerischen Rundfunks sowie den Solisten Lucy Crowe (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Russell Thomas (Tenor) und Shenyang (Bariton).

Doch andererseits kann so eine thematische Fokussierung auch ungemein erhellend und bereichernd sein. Und mit Andris Nelsons hat sich das traditionsreiche Orchester einen Dirigenten auf der Höhe der Zeit dafür ausgesucht. Denn Nelsons hat diesen Zyklus nicht nur schon 2014 beim Beethoven-Fest aufgeführt, er dirigiert auch mit einer sehr zeitgemäßen Mischung zwischen zartester Annäherung an die Musik und gleichzeitiger Lust an Überschwang und Fülle.

Wiener Philharmoniker, Montag, 9. März, bis Donnerstag, 12. März, 20 Uhr, Philharmonie, Gasteig, Rosenheimer Str. 5, Karten unter Telefon 21837300 oder online

Dieser Text ist zuerst am 5. März 2020 in der SZ erschienen.

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