Konzerte:Grüne Töne

Konzerte: Der Pianist Yojo Christen im Münchner Herkulessaal.

Der Pianist Yojo Christen im Münchner Herkulessaal.

(Foto: Andreas Steffan)

Der Pianist Yojo Christen initiiert die neue Konzertreihe "Klassik for Future" als Podium für junge Musiker. Und kooperiert dafür mit dem Jane Goodall Institut Deutschland.

Von Udo Watter, München/Augsburg

Jane ist ein Beethoven-Fan. Das habe ihm Lorenz Knauer, Vorsitzender des Jane Goodall Instituts Deutschlands, erzählt, sagt der Pianist Yojo Christen. Entsprechend spielte Christen im Juni 2019 bei einer Veranstaltung mit der berühmten Verhaltensforscherin im Showpalast München Beethovens "Appassionata" und garnierte seinen Auftritt noch mit einer Improvisation als Hommage an Jane Goodall. Dass eine 88-jährige, gebildete Britin Beethoven mag, ist freilich keine große Überraschung, und die Primatenforscherin würde mit ihrem weißen, nach hinten gebundenen Haar auch gut zum charakteristischen "Silbersee" passen, der sich vor klassischen Musikern auftut, wenn sie ins (oft betagte) Publikum blicken.

Yojo Christen, 1996 im Altmühltal geboren und selbst erst 26 Jahre alt ist, hat natürlich nichts gegen ältere Zuhörer. Aber mit der neuen Konzertreihe "Klassik for Future", die er jetzt mit seiner Freundin Anna Glaser aufziehen will, zielt er vor allem auf junges Publikum. Das erste Konzert am Samstag, 10. September, im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg wird er selbst gestalten. Auf dem Programm: Liszts h-Moll-Sonate, Gershwins "Rhapsodie in Blue" und die "Appassionata". Werke, in denen sich nicht nur die stupende Technik und explosive Dynamik des Pianisten zu entfalten vermag, sondern die im Idealfall auch das junge Auditorium mitzureißen verstehen, nach dem Motto: Beethoven rockt. Und das Jane Goodall-Institut soll auch was davon haben. Schließlich geht es um die Zukunft.

"Die Idee zu der Reihe hatte ich bereits 2020, und natürlich ist der Name inspiriert von ,Fridays for Future'", erzählt Christen beim Treffen im Münchner Café am Beethovenplatz. Junge Leute ins Konzert mit jungen Künstlern zu locken, sei der eine Grundgedanke. "Wenn sie mal reingehen, sind sie auch begeistert", so Christen. Diese Live-Erfahrung auslösen sollen konzeptgemäß Virtuosen der U30-Altersklasse. Außer Christen werden bei den folgenden Konzerten - sie sollen alle zwei, drei Monate statt finden - die jungen Pianisten Alexander Maria Wagner (3. Dezember) und Christoph Preiß (Februar 2023) spielen. Sie sind wie er frühere Schüler des Pianisten und Komponisten Franz Hummel. Auch die Geigerin Ronja Sophie Putz soll auftreten. "Alle halten es für eine super Idee."

Befeuert wurde die Idee auch durch die Frustration über die Situation, in der sich Künstler wie er befinden

Der Jugend-Ansatz ist gepaart mit dem Anspruch, auf "eines der zentralen Themen unserer Zeit aufmerksam zu machen", wie Christen es ausdrückt: Klima-und Artenschutz. Das Jane Goodall Institut Deutschland ist Kooperationspartner der Reihe, wird beim Konzert in Augsburg einen Infostand haben und soll Teile der Einnahmen erhalten.

Befeuert wurde Christens Idee auch durch die Frustration über die Situation für Künstler wie ihn. Bei allem Renommee, das er sich als talentierter Frühstarter, eigenwilliger Pianist (und Komponist) erworben hat, läuft die Rückkehr auf die Bühne zäh. Die Veranstalter setzten gerade mehr auf Weltstars: "Es ist sehr schwierig für Leute, die noch nicht so bekannt sind." Für die will er ein Podium schaffen.

"Er ist der Visionär, ich die Macherin", sagt Anna Glaser. Sie kennt Christen, der schon als Siebenjähriger Konzerte gab, aus der Kindheit und von der gemeinsamen Schulzeit in Ingolstadt. Die beiden waren damals schon ein Paar, bevor sie sich trennten, und während der Pandemie wieder zusammenkamen. Glaser lebt in Augsburg, ist im Produkt- und Projektmanagement tätig und hat bei "Klassik for Future" die organisatorischen Aufgaben übernommen. "Es ist ein wirtschaftliches Wagnis", sagt sie. Sollte die Reihe indes gute Resonanz erfahren, wolle man mittelfristig auch an anderen Orten Konzerte veranstalten, in München und außerhalb Bayerns. "Wir wollen zudem neue Wege der Werbung gehen", erklärt Glaser. Etwa junge potenzielle Konzertbesucher verstärkt über Social Media erreichen.

Christen hat während der Pandemie seine erste Sinfonie zu Ende komponiert, zudem machte ein Filmteam Aufnahmen von ihm im Münchner Herkulessaal, die man über eine Online-Videothek abrufen kann und die im Herbst auf CD und Blu-ray erscheinen sollen: Christen spielt die h-Moll-Sonate und Beethovens Hammerklaviersonate. Sollte Beethoven-Liebhaberin Jane Goodall einmal selbst ein "Klassik-for-Future"-Konzert besuchen, wäre das natürlich auch ein Hammer.

Konzert am 10. September, Kleiner Goldener Saal, Augsburg. Infos unter https://www.klassikforfuture.de

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