Was läuft in der Klassik?Engagierte Musiker auf den Münchner Klassikbühnen

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Als Ausnahmetalent gilt der Pianist Alexander Malofeev, der jetzt für ein Konzert ins Prinzregententheater kommt.
Als Ausnahmetalent gilt der Pianist Alexander Malofeev, der jetzt für ein Konzert ins Prinzregententheater kommt. (Foto: Evgeny Evtyukhov)

Krieg kann nie Probleme lösen, sagt der russische Pianist Alexander Malofeev, der im Berliner Exil lebt. Der Geiger Michael Barenboim setzt sich für die Menschen in Gaza ein.

Von Jutta Czeguhn

Der Klassik-Fan hat es gerade nicht leicht, all die Bach-Musiken und Passionen zu umschiffen, die in diesen vorösterlichen Wochen das Münchner Konzertprogramm dominieren. Eine schwierige Beziehung zu Bach, eine Art Bach-Trauma hat nach eigener Aussage der junge Pianist Alexander Malofeev, der am 7. April im Prinzregententheater zu erleben ist. Er hat wohl zu viel Fugen und Präludien üben müssen.

Seit er als 14-Jähriger den ersten Preis beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb für Nachwuchskünstler gewann, gilt Malofeev als Ausnahmetalent. Einer seiner Förderer war Valery Gergiev, der einstige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, dem der mittlerweile 23-Jährige heute noch dankbar ist. Doch längst leben die beiden in getrennten Welten. Der eine als prominenter Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der andere im Exil in Berlin.

Malofeev tourte gerade in Nordamerika, als im Februar 2022 Russland die Ukraine überfiel. Der Moskauer setzte einen Facebook-Kommentar ab: Kein Problem könne durch Krieg gelöst werden. Damit war klar, dass es für ihn, der familiäre Wurzeln in Südrussland und in der Ukraine hat, kein Zurück mehr in sein altes Leben geben würde. Mit Hilfe der Barenboim-Said-Akademie konnte der Pianist ins Exil nach Berlin übersiedeln.

Das Programm, das er für sein Münchner Konzert ausgesucht hat, spiegelt etwas von der Situation wider, in der der junge Musiker sich gerade befindet, ein Leben im Dazwischen von Ost und West:  Schuberts Klavierstücke D 946, Kabalewskis Sonate Nr. 3 F-Dur op. 46,  Janáčeks Klavierzyklus „Im Nebel“,  Skrjabins „Vier Préludes op. 22 & Fantasie h-moll op. 28“ und Liszts Trauermarsch „Funérailles“, den er unter dem Eindruck des verlustreichen ungarischen Freiheitskampfes von 1848/49 gegen die Habsburger schrieb.

Der Geiger Michael Barenboim gehört zu den Mitinitiatoren des Künstlerkollektivs „Make Freedom Ring“, das sich für die Menschen in Gaza einsetzt. Jetzt steht ein Konzert in München an.
Der Geiger Michael Barenboim gehört zu den Mitinitiatoren des Künstlerkollektivs „Make Freedom Ring“, das sich für die Menschen in Gaza einsetzt. Jetzt steht ein Konzert in München an. (Foto: Kim Kanert/imago)

Der Geiger Michael Barenboim ist Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra in Berlin, das sein Vater Daniel Barenboim zusammen mit dem s-amerikanischen Intellektuellen Edward Said einst gründete, als Versöhnungsprojekt der Kulturen im Nahen Osten. Heute ist die Region weiter davon entfernt denn je.

Zum zweiten Mal bereits kommt Barenboim Jr. nun mit der Musiker-Initiative „Make Freedom Ring“ zu einem Konzert nach München, um auf die humanitäre Lage der Menschen in Gaza aufmerksam zu machen. Am Montag, 7. April, 19 Uhr, im Carl-Orff-Saal im Fat Cat (Alter Gasteig) spielen er, das „Nasmé Ensemble“ sowie Dozenten und Absolventen der Hochschule für Musik und Theater München, darunter die Cellistin Kristin von der Goltz. Der Erlös des Benefizkonzerts kommt der Nothilfe von medico international in Gaza zugute.

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