Klassik am Odeonsplatz:Hymnen an die Freude

Klassik am Odeonsplatz

Farbenspiele an der Decke der Feldherrnhalle: bei Klassik am Odeonsplatz wird dem Publikum nicht nur akustisch etwas geboten.

(Foto: HESS, CATHERINA)

Der russische Pianist Daniil Trifonov und die Sopranistin Annette Dasch sind die Stars bei "Klassik am Odeonsplatz", das mit Tschaikowsky und Beethoven ein eher konventionelles Programm bietet.

Von Rita Argauer

Es gab einen Flashmob vor zwei Wochen. Dabei sang der Chor des Bayerischen Rundfunks die "Ode an die Freude" auf dem Odeonsplatz. Als spontane Ankündigung für "Klassik am Odeonsplatz", eines der größten Klassik-Open-Air-Konzerte in Deutschland, bediente man sich dabei einer Form der Öffentlichkeitsbeschaffung, die bisher in der sogenannten Hochkultur noch nicht so etabliert ist - eher in der Alternativ-Kultur verwurzelt, mag das auch nicht so ganz zu der edlen und gut gesponserten Veranstaltung passen.

Immerhin kündigt das große Auto-Haus, das seine noblen Karossen am Odeonsplatz Ecke Briennerstraße verkauft, schon seit Wochen den "Götterfunken" im Schaufenster an, unterlegt mit von Pastell-Orange zu Pastell-Blau verlaufendem Hintergrund. Aber um Zuschauerzahlen muss man sich bei dieser Veranstaltung eigentlich sowieso keine Sorgen machen. Denn die kommen ohnehin zu dem Programm, das die beiden großen Münchner Orchester diesmal ohne große Experimente präsentieren. Warum also der Flashmob?

Falls man den Veranstaltern nicht einen etwas verblendeten Hedonismus in der eigenen Marketingstrategie vorwerfen möchte, bleibt eine Erklärung: Immerhin wird die EU gerade von Brexit und fehlgeleitetem Nationalismus erschüttert - so ein bisschen Europa-Hymne, gesungen von einem wunderbaren Chor in aller Öffentlichkeit des öffentlichen Raums, ist vielleicht ganz wohltuend.

Am Sonntag, 17. Juli, erklingt dann vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks samt Chor und Solisten (etwa Annette Dasch) unter der Leitung von Daniel Harding die gesamte neunte Symphonie von Beethoven. In voller Besetzung und Länge, und ohne den Straßenmusik-Flair des Flashmobs, spielt man vor den rund 8000 Zuschauern, die an einem Abend dort Platz finden.

Auch die Philharmoniker, tags zuvor unter der Leitung ihres Chefs Valery Gergiev, setzen auf die bekanntesten Klassik-Stücke: Tschaikowskys "Schwanensee-Suite", dessen erstes Klavierkonzert (Solo: Daniil Trifonov), Strauss' Suite aus dem "Rosenkavalier" und schließlich Ravels "Boléro". Klassik, die von märchenhafteren Welten erzählt, als es die reelle gerade ist. Doch auch Klassik, die die europäische Kultur von Russland bis Frankreich aufmacht und zeigt. Und das ist etwas, dass die Menschen genauso wie den Götterfunken gerade gut gebrauchen können.

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