Süddeutsche Zeitung

Kritik:Köpfe-Nicken am Olympia-See

Sommer-Beats vom schwer angesagten Berliner Produzententeam "Kitschkrieg"

Von Sofia Pavlu, München

Das Berliner Produzenten-Kollektiv Kitschkrieg schafft gekonnt nostalgische Momente an diesem Sommerabend. Hier, mitten auf der Theatron-Bühne am Olympiasee nicken eine Stunde lang die Köpfe. "Fizzle" und "Fiji Kris", die beiden Produzenten des Trios, steigen mit dem Durchbruch-Song "Knöcheltief" ("DIY"-Album, 2017) von Hip-Hop-, RnB- und Dancehall-Sänger Trettmann ("Tretti") und dem deutschen Rapper Gzuz ein. Trettmann kann aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten, dafür wird seinem Album "DIY" alle Ehre gemacht. Denn seit sie gemeinsame Sache machen, "Tretti" ist quasi das vierte Musketier des Kollektivs, erlangten beide Seiten nicht nur Bekanntheit, sondern sind aus der Hip-Hop-Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Von Kitschkrieg produzierte Half-Time-Beats ergänzen hier Trap mit Melodie-Gesang, raumschaffend für ein adäquates Storytelling.

Man schnappe sich also zwei gute Freunde und ein kühles Radler und lausche in der Freiluft ein wenig Kitschkrieg. Die zwei Großleinwände zeigen die beiden in typischer Schwarz-Weiß-Ästhetik. Lässig stehen sie an diesem heißen Abend vor ihrem Mischpult, spielen auch aus ihrem selbstbetitelten Studioalbum "Kitschkrieg" (2020) mit Beiträgen von Nena, Peter Fox, Modeselektor, RIN, Kool Savas, Bonez MC, Marteria, AnnenMayKantereit, Jamule, Vybz Kartel und Cro.

Innig und mit Handy-Taschenlampe schwingend singt das Publikum bei Songs wie "Grauer Beton", "GottseiDank" und "Billie Holiday" mit. Die ersten beiden erreichten in Deutschland Goldstatus, letzterer wird von Fizzle als "einer unserer Lieblingssong" des Albums deklariert. Zweifelsfrei eine Hommage an die amerikanische Jazzsängerin Billie Holiday, und Paradigma für den einzigartigen Kitschkrieg-Stil - inspiriert von Bluesmusik, jamaikanischer Soundelementen oder Grime-Beats. Und das stets minimalistisch verfeinert. Ganz nach Kitschkrieg-Motto: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig".

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