Kita-Plätze:Masse alleine reicht bei der Kinderbetreuung nicht

Sachsen hinkt beim Personalschlüssel in Kinderkrippen hinterher

Der Kita-Finder soll die Suche nach der passenden Einrichtung erleichtern.

(Foto: dpa)

Familien brauchen nicht irgendwelche Kita-Angebote, sondern solche, die zu ihnen passen.

Kommentar von Melanie Staudinger

Es ist eine Niederlage, die die Stadt verständlicherweise schmerzt. Bis Mitte Juli konnte das Bildungsreferat stolz verkünden: Alle Familien, die einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind suchten, haben auch einen bekommen; der seit 2013 geltende Rechtsanspruch ist erfüllt. Und die Verantwortlichen bei der Stadt haben durchaus Erfolge vorzuweisen.

Fast 12 000 neue Plätze sind seit dem Jahr 2008 in München entstanden, der Kita-Finder im Internet soll die Suche nach der passenden Einrichtung erleichtern, die eigens eingerichtete Elternberatungsstelle kümmert sich um Problemfälle. Viel ist passiert in den vergangenen Jahren.

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat der Stadt nun aber klargemacht, dass schiere Masse alleine nicht reicht. Familien brauchen nicht irgendwelche Angebote, sondern solche, die zu ihnen und zu ihrem Lebensentwurf passen. Wenn das Bundesverwaltungsgericht das Urteil im Münchner Kita-Streit bestätigt, kommen schwierige Zeiten auf München zu.

Dann wird die Stadt den Eltern, die bisher viele Kompromisse eingegangen sind, mehr entgegenkommen müssen, statt sie einfach in die nächste freie Einrichtung zu vermitteln. Familien brauchen wohnortnahe Plätze zum gewünschten Zeitpunkt und mit der erforderlichen Betreuungsdauer. Und das zu einem vernünftigen Preis.

Es ist verständlich, dass der Stadtrat angesichts dieser Herausforderung aufschreckt und die Bundesrichter in Leipzig zu Hilfe ruft. Zu groß ist die Angst davor, dass das Rathaus plötzlich erzwungenermaßen Luxus-Kitas aus Steuermitteln finanziert und das Geld anderswo fehlt. Doch soweit muss es gar nicht kommen, wenn die Stadt wieder aktiv wird und nicht nur auf Erreichtes in der Vergangenheit verweist.

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