Kinderbetreuung:Wie gut der neue Kita-Finder funktioniert

Streiks in Kindergärten

Im Alltag gestaltet sich für Eltern der Weg zum Kita-Platz für ihren Nachwuchs häufig nicht so fröhlich bunt wie hier.

(Foto: Lukas Schulze/dpa)
  • Der verbesserte Münchner Kita-Finder ging zum 1. November online. Er soll die Vergabe von Kita-Plätzen beschleunigen und vereinfachen.
  • Der Zeitpunkt der Anmeldung soll zukünftig keinen Vorteil mehr bei der Platzvergabe spielen.
  • Eltern können sich jetzt für alle Kindertagesstätten anmelden, auch ohne persönliche Vorsprache.

Von Melanie Staudinger

Am Anfang steht eine Entschuldigung: Leider funktioniere in einigen Fällen die Karte nicht, steht auf der Homepage des neuen Münchner Kita-Finders. Man arbeite jedoch bereits an einer Lösung und bitte die Eltern noch um ein wenig Geduld. Nun ist es also gestartet, das neue Internetportal der Stadt, das die oft leidvolle Suche nach einem Kita-Platz revolutionieren soll.

Vorerst allerdings in manchen Fällen ohne Karte, auf der Eltern günstig gelegene Kindertagesstätten gleich anklicken könnten. Auch wenn die Technik noch nicht ganz klappt: Suchende Eltern erwartet eine durchaus übersichtliche Plattform, die sich deutlich von ihrem Vorgängermodell abhebt - und das gleich in mehreren Punkten. Schon 5500 Kinder sind seit dem Start am 1. November angemeldet worden, also im Schnitt etwa 700 Mädchen und Buben am Tag. Teilweise gab es 10 000 Seitenaufrufe pro Stunde.

Die Vergabe von Kita-Plätzen soll jetzt schneller gehen

Das Bildungsreferat hat das neue Programm mit dem Zusatz plus im Namen versehen, um die Weiterentwicklungen auf den ersten Blick zu verdeutlichen. Sofort wird klar: Es beteiligen sich mehr Einrichtungen als noch im vergangenen Jahr, als das Portal erstmals online ging. 1353 Kitas sind verzeichnet. Außerdem zeigt ein Ampelsystem, zu welchen Zeitpunkten die Wunscheinrichtung noch freie Plätze hat.

Automatisch gleicht das Programm Angebot und Nachfrage ab. Das Bildungsreferat rechnet damit, dass die Vergabe deshalb schneller gehen wird als in der Vergangenheit. Weil sich viele Familien für mehrere Einrichtungen anmelden und Zusagen bekommen, dauerte es bisher sehr lange, bis überhaupt feststand, welche Plätze noch zu haben sind und wer noch sucht. Manche Eltern wussten in den Sommerferien noch nicht, ob sie ihr Kind im September unterbringen können oder nicht.

Einen Nachteil bietet das neue System dennoch, und zwar für alle Eltern, die sich schon vor dem Start am 1. November angemeldet haben. Sie müssen sich erneut im System einloggen und Kitas heraussuchen. Aufgrund einer Satzungsänderung, so teilt das Bildungsreferat auf Nachfrage mit, haben sich die Grundlagen für die Platzverteilung geändert. Teilweise müssten Väter und Mütter jetzt andere Angaben machen als früher, deshalb müssten alle Kinder neu angemeldet werden.

"Die Eltern haben von einer späteren Anmeldung bei der Platzvergabe aber keine Nachteile, da das Datum der Anmeldung bis zum Stichtag im April 2016 keine Rolle spielt", erklärt eine Sprecherin. Der Vorrang einer früheren Anmeldung sei endgültig weggefallen.

Die Anmeldebeschränkung bei Kitas fällt weg

Neu ist auch, dass sich Eltern theoretisch für alle Kindertagesstätten einschreiben können. Eine Beschränkung wie bisher gibt es nicht mehr. Vor der Entwicklung des Kita-Finders mussten Mütter und Väter persönlich in ihrer Wunscheinrichtung erscheinen und konnten sich dort bei bis zu sechs Kitas anmelden. In der ersten Version der Online-Plattform war es immerhin möglich, sich bei sieben Tagesstätten und ohne persönliche Vorsprache vorzumerken.

Nach Angaben des Bildungsreferats schöpften Familien dieses Potenzial bisher nicht aus. Im Schnitt meldeten sich Eltern für vier Kitas an, im Krippenbereich tendenziell für mehr, im Grundschulbereich eher für weniger. Jetzt können pro Vormerkung sieben Einrichtungen gewählt werden, der Vorgang lässt sich aber beliebig oft wiederholen.

Mehrfachanmeldungen sind durchaus zu empfehlen. So können Eltern selbst ihre Präferenzen für Alternativangebote setzen. Das erleichtere eine passgenaue Vergabe und erspare Rückfragen, sagt die Sprecherin des Bildungsreferats. Familien sollten dennoch aufpassen, bei welchen Kitas sie sich bewerben. Bekommen sie nämlich dann ein Platzangebot in einer Tagesstätte, in die sie ihr Kind gar nicht geben wollen, und lehnen dieses ab, geht das Spiel von vorne los. Die Anmeldungen bleiben zwar erhalten, einen Anspruch auf die anderen Präferenzen gibt es aber nicht.

Nimmt eine Familie einen Platz hingegen an, erlöschen alle anderen Vormerkungen. Bereits zugesagte Plätze gehen zurück in den Pool der freien Angebote, andere Eltern haben Zugriff darauf. Ein solches System ist sinnvoll, da die städtische Satzung Härtefälle bevorzugt. Kinder aus Familien, die sich in sozial schwierigen Situationen befinden, werden vorrangig behandelt, ebenso diejenigen, deren Eltern berufstätig sind. Das hat zur Folge, dass manche Familien mehrere Zusagen, andere hingegen sehr viele Absagen haben. Dieses Missverhältnis soll der Kita-Finder schneller ausgleichen.

Eltern sollten trotzdem nicht auf den persönlichen Eindruck einer Kita verzichten

Innerhalb von ungefähr sechs Wochen nach Ende der Anmeldefrist sollen nahezu alle Bewerber ein passendes Angebot erhalten, verspricht das Bildungsreferat. Bis Mai bekommen die, die es in der ersten Runde geschafft haben, eine Zusage. Dann haben die Familien zwei Wochen Zeit, um das Angebot anzunehmen. Danach werden die frei gebliebenen Plätze nach dem bekannten Schema verteilt. "Wir gehen davon aus, dass wir nicht mehr als drei Runden brauchen, bis so gut wie alle einen Platz haben", sagt Susanne Herrmann, Leiterin der Abteilung Kita im Bildungsreferat. Um Härtefälle solle sich dann die Elternberatungsstelle kümmern.

Einen Vorrang könnten auch Kinder mit Behinderung oder Entwicklungsstörungen haben. In diesem Fall sollen sich Eltern zwar trotzdem im Kita-Finder anmelden, danach aber bei der jeweiligen Einrichtungsleitung vorsprechen. Eltern, die nicht erst im September oder Oktober 2016, sondern früher eine Betreuung brauchen, sollen diesen Zeitpunkt im Kita-Finder angeben und sich gleichzeitig an die Elternberatungsstelle wenden. "Die Anmeldung und Vergabe aller Plätze und aller Kinder soll im neuen System stattfinden", sagt die Sprecherin des Bildungsreferats. Doch bei all den Vorteilen des Computersystems: Persönlich sollten sich die Eltern die Kita auf jeden Fall anschauen und dort die Erzieher kennenlernen.

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