Kiosk-App:Münchens Späti-Misere auf einen Blick

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Eine der beiden Ausnahmen: Der Rund-um-die-Uhr-Kiosk an der Münchner Freiheit. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine App will alle Kioske auflisten, die spätabends noch Bier verkaufen. Für München ist die Auswahl erwartungsgemäß eher übersichtlich - aber das ist eine Chance.

Kolumne von Elisa Britzelmeier

Im Sommer, der auch dieses Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit wiederkommt, könnte alles anders werden. Sollte an langen Abenden im Englischen Garten oder an der Isar das Bier ausgehen, wüsste man mit einem Blick, wo Nachschub herkommt. Auch nach acht Uhr. Danke nach Frankfurt an dieser Stelle! Denn dort haben drei Informatik-Studenten jetzt eine App namens "Hopfenstop" entwickelt, die deutschlandweit "Kioske, Trinkhallen und Wasserhäuschen" in einer Karte zeigt, an denen es spät am Abend noch Bier gibt.

Die Worte "Trinkhalle" und "Wasserhäuschen" verraten schon, dass es hier um eine Frankfurter Erfindung geht, dort sind das anerkannte Bezeichnungen für Häuschen, an denen Getränke verkauft werden (Noch eine? Bitteschön: "Büdchen"). Kooperiert wird mit einer Frankfurter Brauerei, die unter anderem das zusammenbraut, was so schön gekribbelt 'at in die Bauchnabel. Da kann man aus der Bierstadt München noch so sehr lästern: Was spätes Einkaufen angeht, liegt Frankfurt einfach vorne.

Denn wer sich die Münchner Einträge anschaut, sieht die ganze Kiosk-Misere auf einen Blick. Nur elf rote Stecknadeln sind zu sehen, die wirklich späten Anlaufstellen kennt eh jeder: den Reichenbachkiosk und den an der Münchner Freiheit.

Der Test an einem Abend unter der Woche, 00:45 Uhr: Warum nicht nach Regensburg? (Foto: Screenshot)

Es sind auch Orte wie der Schellingsalon dabei, bislang nicht primär bekannt für die Halbe To Go, aber auf Platz zwölf kommt halt schon ein Automaten-Laden in Regensburg. Für ein spätes Helles nimmt man viel in Kauf, aber vom Monopteros in die Gesandtenstraße geht man dann doch 23 Stunden und 50 Minuten. In Frankfurt oder Köln dagegen wimmelt es vor roten Punkten.

München hat aber nicht nur zu wenig Kioske. Es bräuchte auch erst mal genug Nutzer, die sich registrieren und Einträge erstellen. Bleibt also fraglich, ob wirklich alles anders wird bis zum Sommer. Dabei wäre das die Chance für alle, die schon immer weitergeben wollten, dass es beim Pizzabäcker und beim arabischen Handykartenladen noch Bier zum Mitnehmen gibt. Übrigens: Berlin hat nur acht Kioske in der App. Da ist die Späti-Dichte wohl einfach so hoch, dass es Hilfe vom Smartphone nicht braucht.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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